Wie werde ich..? Fischwirt/in

Winsen (dpa/tmn) - Für Langschläfer ist der Job definitiv nichts: Der Arbeitstag eines Fischwirts kann auch einmal morgens um 2.00 Uhr beginnen. Dann geht es raus zum Fang - und zwar unabhängig davon, ob es stürmt oder schneit.

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Immer eine frische Brise um die Nase. Für Per Grube ist das Alltag. Der 22-Jährige aus dem niedersächsischen Winsen kommt aus einer Fischer-Familie. Schon als kleiner Junge ist er mit seinem Vater raus auf die Elbe gefahren. „Ich fand es als Kind spannender, draußen zu sein und Aale zu fangen, statt zu Hause an der Playstation zu sitzen“, erzählt er. An seiner Verbundenheit zur Fischerei änderte sich über die Jahre nichts. So war es naheliegend, dass er eines Tages eine dreijährige Ausbildung zum Fischwirt absolviert.

Der Arbeitstag beginnt für Fischwirte oft, wenn es schon dunkel wird oder noch dunkel ist. Dann geht es aufs Wasser. „In manchen Sparten der Kutterfischerei fängt man nachts mehr als am Tag“, erklärt Peter Breckling vom Deutschen Fischerei-Verband in Hamburg. Tagsüber können Fische die Netze sehen und einen Bogen darum herum machen. Dann lohnt sich für Fischer eine Ausfahrt auf dem Kutter nicht. Also werden sie nachts aktiv — egal, ob es stürmt oder schneit.

Unter freiem Himmel auf hoher See oder auf dem Fluss: Gearbeitet wird auf dem Kutter, der ständig schwankt. Auch an Wochenenden und Feiertagen. „Auf See sind Fischwirte im Durchschnitt 150 bis 200 Tage im Jahr“, erläutert Breckling. Dann müssen sie auf beengtem Raum arbeiten, schlafen — und miteinander auskommen. „Teamfähigkeit ist daher eine unabdingbare Voraussetzung für den Beruf“, sagt Martin Lambers vom Deutschen Bauernverband in Berlin - auch Fischwirt ist ein landwirtschaftlicher Beruf.

Wer nicht ständig auf dem Kutter unterwegs sein möchte, muss den Berufswunsch Fischwirt nicht gleich aufgeben: Die Ausbildung ist nicht nur im Bereich „Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei“ möglich, sondern auch in der Binnenfischerei. Zu ihr gehören die „Seen- und Flussfischerei“ sowie die „Teichfischerei“. In Betrieben mit Aquakulturanlagen sind die Fachkräfte hauptsächlich damit beschäftigt, Fische zu halten und zu züchten.

Auszubildende lernen im Betrieb und in der Berufsschule. Bewerber sollten einen Hauptschulabschluss haben, sagt Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Derzeit gibt es nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes bundesweit rund 240 Fischwirt-Azubis.

Wer sich für den Beruf entscheidet, muss neben Naturverbundenheit auch technisches und betriebswirtschaftliches Verständnis mitbringen. „Genau diese Mischung macht die Tätigkeit so abwechslungsreich“, ist sich Lambers sicher.

Die Vergütung in der Ausbildung richtet sich in aller Regel nach Tarifverträgen. Sie liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 500 und 720 Euro brutto. Das Einstiegsgehalt als fertige Fachkraft kann laut Lambers bei etwa 2000 Euro brutto liegen. Zum Teil ist es aber auch deutlich weniger.

Wer als fertige Fachkraft Karriere machen möchte, kann Fischwirtschaftsmeister werden. Auch eine Weiterbildung zum Kapitän ist möglich. Per Grube macht sich derzeit noch keine Gedanken über seine Karrierepläne. Stattdessen freut er sich immer wieder aufs Neue, raus auf die Elbe zu fahren: „Es gibt keinen schöneren Job, als den ganzen Arbeitstag draußen zu sein und Fische zu fangen.“