Wie werde ich...? Raumausstatter
Bonn (dpa/tmn) - Stoffe, Licht und Polster: Das sind die Dinge, mit denen sich Raumausstatter täglich befassen. Vom Theatersaal bis zur privaten Wohnung verpassen diese Handwerker Räumen das richtige Flair.
Angehende Azubis brauchen vor allem eins: Stilbewusstsein.
Nicht jeder, der eine Wohnung schön einrichten kann, ist schon ein Raumausstatter. So darf sich nur nennen, wer die Lehre mit den Schwerpunkten Dekorieren, Polstern, Bodenlegen und Wandbekleiden geschafft hat. Angehende Azubis brauchen vor allem zwei Talente: handwerkliches Geschick und Stilempfinden. Das ist dem Arbeitgeber meist wichtiger als gute Noten in der Schule.
Raumausstatter müssen ein Gefühl für Formen und Farben haben, erklärt Angela Volmer vom Zentralverband Raum und Ausstattung in Bonn. Sie brauchen einen Blick für Stoffe und müssen kreativ mit ihnen umgehen können. Wer über diese Talente verfügt, hat gute Aussichten. „Raumausstatterbetriebe sind immer auf der Suche nach aufgeschlossenen und leistungsbereiten Auszubildenden.“ Der Arbeitsbereich der Fachleute reicht vom Wohnzimmer bis zum Konzertsaal.
Die Ausbildung zum Raumausstatter dauert drei Jahre. Etwa zu gleichen Teilen würden die Ausbildungsplätze an Schulabgänger mit Hauptschulabschluss und Realschulabschluss vergeben, erläutert Volmer. Vereinzelt seien Abiturienten unter den Azubis.
Bis zur Zwischenprüfung lernen alle Lehrlinge dasselbe. Sie erfahren etwa, wie Polster hergestellt werden oder ein Bodenbelag ausgewählt und verlegt wird. Ab dem dritten Ausbildungsjahr spezialisieren sie sich dann auf einen der vier Fachbereiche: Boden, Polstern, Raumdekoration oder Wand- und Deckendekoration.
Der Norddeutsche Jens Kramer steht im zweiten Ausbildungsjahr in einem Fachbetrieb im Rheinland. Er will sich in der Zukunft für den Schwerpunkt Raumdekoration entscheiden. Zunächst muss er aber noch die Grundfertigkeiten lernen. „Ich bin gerade beim Polstern eines Hockers mit Federkern“, beschreibt er seinen aktuellen Auftrag. Als nächstes assistiere er bei einem Sitzungsraum, der mit einer Wandbekleidung aus Stoff verschönert werden soll.
Jens Kramer ist einer von rund 2250 Auszubildenden, die im Raumausstatterhandwerk im Jahr 2010 registriert waren. Etwas mehr als die Hälfte der Lehrlinge sei weiblich, sagt Volmer. Laut der Bundesagentur für Arbeit beläuft sich die monatliche Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr auf 389 Euro, auf 422 Euro im zweiten und 511 Euro im dritten Jahr.
Das Einstiegsgehalt liege dann zwischen 1500 und 1800 Euro, sagt Volmer. Für die Gehälter gebe es auf Länderebene verbindliche Tarifverträge. Mit der beruflichen Weiterbildung, etwa zum Meister, könnten die Verdienstmöglichkeiten steigen.
„Ich habe mich schon in der Schule für Kunstunterricht interessiert“, sagt Lehrling Kramer. „Zum Glück habe ich auch in Mathe gut aufgepasst, denn diese Kenntnisse kann ich jetzt sehr gut brauchen.“
Raumausstatter müssen die zu dekorierenden Gegenstände genau vermessen und den Materialbedarf kalkulieren. Die Bandbreite reicht dabei im Kleinen vom neuen Stoffbezug für eine Couch bis zu einer neuen Wandbekleidung aus Kork für eine ganze Wohnung.
Kramer wird in seinem gewählten Schwerpunkt Raumdekoration etwa für Gardinen zuständig sein. Die muss er nach den gewünschten Maßen nähen und dann an den Fenstern aufhängen.
Kramers Kollegen und Kolleginnen, die sich für den Schwerpunkt Boden entscheiden, verlegen Teppiche oder das wieder in Mode kommende Linoleum. Im Bereich Wand- und Deckendekoration geht es etwa um Stuckelemente oder Wandbekleidungen aus Leinen. Der Raumausstatter mit dem Schwerpunkt Polster sorgt dafür, dass der Kunde bequem auf seinem Sofa sitzt und bezieht das Möbelstück gegebenenfalls neu. Er ist auch dabei, wenn ein Theater mit neuen Sitzen ausgestattet wird.
Wer beruflichen Erfolg haben will, muss bei Materialien und Techniken auf dem neuesten Stand sein und vor allem gut mit Kunden umgehen können. Denn sie verlassen sich beim Einrichten auf die Beratung durch die Raumausstatter. Gleichzeitig bringen sie aber durchaus eigene Vorstellungen ins Gespräch mit ein. Und wenn dann die Sprache auf Feng Shui kommt, sollte ein guter Berater durchaus mitreden können.