Wie werde ich...? Schuldnerberater
Berlin (dpa/tmn) - Knietief im Dispo, und kein Land in Sicht: So kommen viele Menschen zum Schuldnerberater. Er muss sie dann an die Hand nehmen und versuchen, sie aus der Schuldenfalle herausführen. Der schönste Moment in dem Beruf ist es, wenn das tatsächlich klappt.
Kündigung, Scheidung oder Krankheit - es gibt viele Gründe dafür, dass Menschen sich verschulden. Dann wissen sich viele nicht zu helfen: Das Geld reicht vorne und hinten nicht, die Mahnungen flattern ins Haus. Das ist ein Fall für den Schuldnerberater: Er steht Menschen mit Geldsorgen zur Seite. Dafür muss er gut analysieren, beraten und vermitteln können.
Wie das geht, zeigt Peter Zwegat wöchentlich im Fernsehen. Ähnlich wie er arbeiten schätzungsweise mehr als 1000 Schuldnerberater in Deutschland. Auch Werner Wirtgen ist einer von ihnen. Er ist für die Stadt Duisburg tätig. Beim ersten Treffen mit Verschuldeten schaut er mit Hilfe einer Haushaltsanalyse, wie groß die Lücke zwischen Einkommen und Ausgaben ist und wo gespart werden kann. Dafür sichtet er Unterlagen von Gläubigern wie Forderungen und Mahnungen. Außerdem fragt er nach Vermögenswerten: Was besitzt die Familie?
Wenn die erste Bestandsaufnahme beendet ist, setzt sich Wirtgen mit den Gläubigern in Verbindung und versucht, einen Aufschub oder einen Nachlass für ausstehende Zahlungen auszuhandeln. Der Berater hilft auch, wenn teure Abos gekündigt werden müssen. Häufig besucht er Klienten zu Hause, um etwa mit den Kindern oder Partnern sprechen und sich ein Bild von der Familie machen zu können.
In solchen Situationen ist Einfühlungsvermögen gefragt, wie Anne Hausmann aus eigener Erfahrung weiß. Sie ist Schuldnerberaterin bei der Verbraucherzentrale Lennestadt im Sauerland. „Auch wenn einem die Probleme der Menschen oftmals sehr fremd sind, muss man Verständnis dafür entwickeln. Man darf nicht denken, die sind ja selber Schuld an ihren Problemen.“
Schon die Kontaktaufnahme mit der Schuldnerberatung sei für die meisten ein Riesenschritt. „Wenn sie dann hier sind, muss man die richtigen Worte finden, um ihnen ihre Situation so zu erklären, dass sie das auch verstehen“, beschreibt Hausmann ihre Arbeit.
Weil jeder Fall anders ist, stehen Schuldnerberater ständig vor neuen Problemen. Da ist es gut, wenn man Kollegen aus der Branche kennt, die man zur Not anrufen kann. „Die meisten Schuldnerberater sind sehr gut vernetzt“, sagt Heribert Rollik, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). Das sei wichtig, weil es keine klassische Ausbildung für den Beruf gibt.
Spezielle Fortbildungen bereiten aber auf die Arbeit als Schuldnerberater vor. Sie geben einen Überblick über Rechtsgrundlagen, Haushaltsführung oder sozialpädagogische Ansätze. Der Beruf verlangt es, sein Wissen immer wieder aufzufrischen.
Derzeit darf sich im Prinzip jeder Schuldnerberater nennen. Das sei keine geschützte Berufsbezeichnung, erklärt Heribert Rollik. Wie in anderen gemeinnützigen Bereichen können Schuldnerberater nicht mit hohen Gehältern rechen. Schließlich wollen die Verbände an der Beratung von Verschuldeten nicht noch verdienen: Sie bieten ihre Hilfe kostenlos an.
„Unbefristete Stellen zu finden, ist nicht so leicht“, erzählt Anne Hausmann. Sie mag an ihrem Beruf, „dass man sehr schnell und konkret helfen kann“. Das sieht auch Heribert Rollik so: „Es ist wie bei einem Arzt: Sie begleiten jemanden, wenn es ihm ganz schlecht geht, und erleben es mit, wenn es ihm besser geht.“