Stress im Studium bewältigen: Gute Planung wichtig
Berlin (dpa/tmn) - Volle Stundenpläne, viele Prüfungen, dazu Nebenjobs und Praktika: So manchem Bachelor- oder Masterstudenten wächst der Uni-Alltag über den Kopf. In Zeiten von Modulen und Leistungspunkten kommt nur durch, wer sich gut organisiert.
In jedem Seminar ein Leistungsnachweis, Anwesenheitspflicht und viele Prüfungen: Schlendrian im Studium war gestern. Zwischen Hörsaal, Bibliothek und Nebenjob kämpfen Bachelor- und Masterstudenten heute gegen Stress und Überforderung. Dagegen hilft nur eins: gutes Zeitmanagement.
„Früher waren die Semesterferien noch Ferien“, sagt Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW) in Berlin. „Heute ist auch diese Zeit vollgepackt mit Arbeit für die Uni.“ Bachelor und Master haben das Studienkorsett starrer gemacht, das Studium ist viel stärker durchstrukturiert. „Man hat weniger Wahlmöglichkeiten, die Semester bauen aufeinander auf, Prüfungen lassen sich kaum verschieben und sind oft erst nach einem Jahr wiederholbar“, erklärt Meyer auf der Heyde. Und dann steht nach sechs Semestern meist schon der erste Abschluss an. „Dadurch stehen die Studenten heute viel stärker unter Druck.“
Doch wie lässt sich der Berg an Stoff und Prüfungen am besten bewältigen? Sonja Besendörfer rät zu einer strategischen Studienplanung von Anfang an: „Für jeden Studiengang gibt es Modulhandbücher und Musterpläne“, erläutert die Dozentin für Zeit- und Stressmanagement an der Universität Erlangen-Nürnberg. „Studenten sollten ihr Studium danach ausrichten und sich frühzeitig etwa bei der Studienberatung erkundigen, inwieweit Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Modulen bestehen.“ Das sei wichtig, wenn man ein Auslandssemester einlegen will oder eine Prüfung wiederholen muss.
Auch Martin Krengel hält die Planung für entscheidend: „Der erste Fehler ist oft, dass Studenten ihre Stundenpläne viel zu voll packen“, erläutert der Autor aus Berlin, der Studenten zum Thema Zeitmanagement berät. „So ein Powersemester ist aber nur schwer durchzuhalten.“ Um den Überblick zu behalten, sollten Hochschüler sich zu Semesterbeginn einen Wochenplan mit allen Veranstaltungen erstellen. Darauf notieren sie am besten auch private Termine. „Auf diese Weise visualisiere ich meine Verpflichtungen“, erklärt Krengel. Der Plan verrate auf einen Blick, ob noch genug Freiräume da sind.
Zum Beispiel für das Vor- und Nachbereiten des Stoffs. „Die neuen Studiengänge sind als Vollzeitstudium angelegt. Studenten sollten sie daher auch als solches betrachten“, rät Besendörfer. Wer erst am Semesterende versucht, alles auf einmal nachzuholen, gerate unweigerlich in Zeitnot - und in extremen Stress.
„Als Faustregel gilt gemeinhin pro Stunde Lehrveranstaltung eine Stunde für die Nachbereitung“, sagt Krengel. Es sei aber unrealistisch, dass Studenten sich dafür tatsächlich so viel Zeit nehmen. Sinnvoller sei es, sich gezielt auf den Stoff vorzubereiten, der in der nächsten Sitzung behandelt wird. „Wenn ich mir schon vorher die Stellen markiere, die ich nicht verstehe, wirkt das in der Vorlesung wie ein 'Saugfilter': Es erhöht meine Aufmerksamkeit und fokussiert sie auf die Dinge, die besonders kompliziert sind oder sich aus den Vorlesungsfolien nicht von selbst erklären.“
Hilfreich findet Besendörfer es auch, wenn Studenten sich mit anderen zusammentun: „Es ist wichtig, ein gutes Netzwerk zu haben und sich Kommilitonen zu suchen, mit denen man Notizen austauschen kann, falls man mal im Seminar gefehlt hat oder etwas nicht versteht.“
Die Experten empfehlen außerdem, im Uni-Alltag klare Prioritäten zu setzen. „Studenten sollten sich jeden Tag überlegen: Was ist heute wirklich wichtig und dringend?“, rät Besendörfer. Dabei dürften sie sich nicht scheuen, etwas weniger Wichtiges zu verschieben oder auch mal ganz wegzulassen. „Und vor allem die Pausen nicht vergessen.“ Ruhephasen, einen Spaziergang um den Block oder ein Treffen mit Freunden sollte man bewusst im Tagespensum einplanen, rät die Dozentin. Gerade vor Prüfungen kämen diese Dinge oft zu kurz, was auf Dauer nicht gesund sei und sogar zum Burnout führen könne.
Wer sich mit der Organisation des Studienalltags und dem Stress allein überfordert fühlt, könne auf die Beratungsangebote an den Hochschulen zurückgreifen, rät Meyer auf der Heyde. „Viele Unis bieten Zeitmanagement- oder Stressbewältigungskurse an, in denen Studenten lernen, sich zu organisieren.“ Auch Seminare zum wissenschaftlichen Arbeiten und Gespräche mit den Dozenten seien hilfreich, um sich in der akademischen Welt zurechtzufinden.