Die Masern sind zurück

Vor allem Erwachsene sind von der aktuellen Welle betroffen. Viele von ihnen landen sogar im Krankenhaus.

Düsseldorf. In Europa sollten sie seit drei Jahren ausgerottet sein: Masern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte sich ursprünglich das Ziel gesteckt, dass die Krankheit bis 2010 Geschichte ist. Davon ist man jedoch weit entfernt. Mehr als 240 Masernfälle gibt es bereits in diesem Jahr bundesweit — 2012 waren es im gesamten Jahr lediglich 166.

„Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit“, sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert Koch-Instituts (RKI). Vor allem Erwachsene sind von der aktuellen Masern-Welle betroffen. 40 Prozent von ihnen landen sogar im Krankenhaus.

„Die Komplikationsrate steigt mit dem Alter“, erklärt Glasmacher. Mittelohr- oder Lungenentzündungen können Begleiter der Masern sein. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis), die erst Jahre nach einer durchgemachten Masernerkrankung auftritt und immer tödlich verläuft. Bei zehn bis 20 Prozent der Betroffenen kommt es mit den roten Pusteln zu Komplikationen.

2006 herrschte in Nordrhein-Westfalen die bisher schlimmste Masern-Epidemie mit 1750 Erkrankten. Damals gab es auch Todesfälle. Weltweit sterben jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen an der Viruserkrankung.

Wer als Kind nur einmal geimpft worden ist, sollte als Erwachsener eine Wiederholungsimpfung machen, empfiehlt das RKI. „Das ist keine Auffrischung, sondern eine komplett neue Impfung“, erklärt Glasmacher. Der Grund: Bei einigen schlägt der Impfstoff im Kindesalter nicht an. Nur wer die Krankheit einmal durchgemacht hat, ist immun.

Die Impfquote bei Schulanfängern liegt bundesweit derzeit knapp über 90 Prozent. In NRW hat man mittlerweile sogar 94 Prozent erreicht. Das klingt hoch, doch um die Masern auszurotten, müsste die Quote weiter steigen. „Bundesweit auf mindestens 95 Prozent“, sagt Glasmacher.

Dass immer noch nicht jedes Kind geimpft wird, liegt an der Befürchtung von starken Nebenwirkungen. Unter anderem geht diese Skepsis auf eine Veröffentlichung von 2009 zurück, die die kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfung mit Autismus in Verbindung brachte. „Der Zusammenhang ist aber absolut falsch“, klärt Glasmacher auf. Es gebe höchstens geringe Nebenwirkungen — die seien aber nichts im Vergleich zu einem Ausbruch der Krankheit.