Ein Kinderschuh muss genau passen
Gesundheit: Wenn der Fuß zu wenig oder zuviel Platz hat, bilden sich Fehlstellungen.
Köln. Deutschlands Kinder leben seit einigen Jahren auf immer breiter werdenden Füßen. Zudem tragen rund 40 Prozent aller Kinder in West- und Ostdeutschland Schuhe, die teilweise eine bis sogar drei Nummern zu groß sind. Zwei Erkenntnisse aus dem ersten deutschen Kinderfuß-Report, den das Deutsche Schuhinstitut gestern in Köln präsentierte. Die Universität Potsdam hatte im Auftrag der Organisation dafür bundesweit die Füße von 10773 Kindern im Alter von 0 bis 18 Jahren vermessen. 51 Prozent davon waren Mädchen, 49 Prozent Jungen.
Kinderfüße wachsen nach Angaben von Frank Mayer von der Uni Potsdam kontinuierlich. "Manche Kinder brauchen vierteljährlich neue Schuhe, andere nur halbjährlich", so Mayer. Und Hans Meurer vom Deutschen Schuhinstitut betonte, dass Kinderfüße um zwei bis drei Größen im Jahr wachsen. "Deshalb sollten Eltern am besten alle drei Monate die Schuhgröße nachmessen lassen", so Meurer. Seit rund 40 Jahren dient in Deutschland das weltweit Weiten-Maß-System (WMS) für Kinderschuhe als Richtlinie für kinderfußgerechte Passformen.
Die richtige Größe zu ermitteln ist nicht einfach. Oft stellte der Schuhkauf für Eltern eine Nervenprobe dar. Kinder könnten nämlich noch nicht richtig einschätzen, ob ein Schuh passt oder nicht. "Der Daumendruck auf die Zehen ist kein Indiz für die richtige Größe, weil die Zehen kaum zu erspüren sind oder die Kinder sie reflexartig einziehen", so Mayer.
Na seinen Worten muss der Schuh den Kinderfuß fest umschließen, aber im Zehenbereich "noch Platz zum Abrollen und eine Wachstumszugabe" haben. Der Sportmediziner warnte vor den gesundheitlichen Folgen von zu kleinen und zu großen Schuhen. "Rutscht der Fuß im Schuh ständig nach vorne, werden die Zehen gestaucht. Wird der Fuß eingeengt, können sich ebenfalls Fehlstellungen bilden", so der Sportmediziner.
Bei zu kleinen, zu engen, zu großen oder zu weiten Schuhen drohen Kindern nach dem deutschen Kinderfuß-Report auch Nagelbettentzündungen, Fuß- aber auch Hüft- und Rückenprobleme. Eine Korrektur sei oft nicht mehr möglich.
Die Ergebnisse des Kinderfuß-Reports zeigen auch, dass die zunehmende Breite der Füße "nichts mit der steigenden Anzahl übergewichtiger Kinder zu tun hat," so Mayer. Nur bei jüngeren oder stark fettleibigen Kindern sei ein solcher Zusammenhang festzustellen. Die Messgeräte wurden nach den Erkenntnissen der Studie umgerüstet, so dass es nun sechs statt bislang fünf unterschiedliche Weitenmaßeinheiten gibt, so Meurer.
Nach seinen Worten werden die ersten Kollektionen mit dem angepassten WMS ab Februar im Handel erhältlich sein. Tendenziell seien Kinderfüße zwar breiter geworden, die Länge hat sich dagegen aber nicht verändert. Bei Mädchen geht der Trend der Fußweite von S nach M, bei Jungen zeigt sich eine Tendenz von M nach W.