Studie Bei Missbrauch in der Familie auch Geschwister gefährdet
München (dpa/tmn) - Wenn ein Kind in der Familie misshandelt, missbraucht oder vernachlässigt wird, hat das auch Folgen für Geschwister. Laut einer Studie ist ihr Risiko, ebenfalls zum Opfer zu werden, deutlich höher als in anderen Familien.
Darauf weist das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hin.
Für die Studie an der Universität München in Zusammenarbeit mit dem DJI befragte die Wissenschaftlerin Susanne Witte mehr als 4500 Erwachsene zu möglichen Missbrauchserfahrungen sowie zu ihrer Geschwisterbeziehung. Bei 870 Teilnehmern wurden zusätzlich Bruder oder Schwester interviewt. Da mehr Frauen, mehr Jüngere und mehr Personen mit einem höheren Schulabschluss teilgenommen haben, ist die Studie allerdings nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.
Die Gründe für die erhöhte Missbrauchsgefahr sind vielfältig: Stammen die Täter aus der Familie oder dem näheren Umfeld, haben sie häufig die Gelegenheit, mehrere Kinder aus einer Familie zu missbrauchen. Auch psychische Probleme der Eltern oder das Gutheißen körperlicher Bestrafung als Erziehungsmethode erhöhen für alle Kinder einer Familie das Risiko für Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung.
Machen Kinder außerdem die Erfahrung, dass ihren Geschwistern im Fall eines Missbrauchs nicht geglaubt wird, berichten sie selbst seltener von einem Missbrauch - weil sie nicht glauben, dass ihnen geholfen wird. Das kann dazu führen, dass diese Kinder länger und in einem stärkeren Ausmaß Missbrauch oder Misshandlungen ausgesetzt sind.
Service:
Die Ergebnisse der Studie sind im Verlag Beltz Juventa erschienen unter dem Titel „Geschwister im Kontext von Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung“. Zu bestellen im Internet.