Clever im Netz: Kinder vor Web-Gefahren schützen

Berlin (dpa/tmn) - Sexueller Missbrauch, Abzocke und Mobbing im Internet sind keine Seltenheit mehr. Vor allem Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Durch Sensibilisierung und Prävention können Eltern ihre Kinder schützen.

10 000 von 12 000 Facebook-Fotos von Jugendlichen landen laut einer Studie der britischen Internet Watch Foundation innerhalb von vier Wochen auf pornografischen Webseiten. Davon bekommen die meisten beim Surfen nichts mit. Außerdem wüssten viele Kinder und Jugendliche gar nicht, wie sie sich dagegen schützen können, sagte Julia von Weiler, Geschäftsführerin der Kinder- und Jugendschutzorganisation Innocence in Danger in Berlin.

Von Weiler setzt auf frühe Sensibilisierung und Prävention durch Medienkompetenz. In der Grundschule haben Erwachsene noch die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Mit 13 oder 14 sei es oft schon zu spät dafür. „Die erste Hürde ist, ins Gespräch zu kommen.“ Kinder merken es, wenn es Eltern unangenehm ist, über Sex oder Pornografie im Internet zu reden. Von Weiler sieht die Gefahr, dass Kinder sich dann mit ihren Problemen nicht mehr an die Eltern wenden. „Prävention funktioniert nur dann, wenn Eltern Jugendliche und Kinder unterstützen und ihnen helfen.“

Statt wegzuschauen sei es wichtig, offen über problematische Seiten zu reden. Sind Kinder früh für das Internet sensibilisiert, gehen sie eher zu ihren Eltern und reden über Probleme, glaubt von Weiler.

Sexuelle Anmache und der Austausch pornografischer Bilder und Videos sind nur zwei Gefahren im Internet. Auch Cybermobbing und Abzocke trifft Kinder und Jugendliche. „Das Internet ist das Tor zu einer aufregenden Welt - die kann aber auch gefährlich sein.“ Gemeinsam mit ihren Kindern können Eltern ein Internet-Abkommen schließen. Beide Seiten müssen sich an Regeln halten. Das Kind verspricht, sich vernünftig zu benehmen. Dafür dürfen die Eltern nicht einfach E-Mails lesen oder die Internetseiten kontrollieren.

Im Internet gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Kinder gelangen zum Beispiel über Videos, Klingeltöne oder Links auf pornografische Seiten. Oft passiert das aber auch ganz bewusst: „Das dritthäufigste Suchwort von Kindern bei Youtube ist Sex, das sechsthäufigste Porno“, erklärte von Weiler. Über Firewalls hätten Eltern aber die Möglichkeit, Seiten mit solchen Inhalten zu sperren.

Gelangt das Kind auf verstörende Seiten, müssen Eltern Ruhe bewahren. „Anstatt zu motzen, sollten Eltern zuhören und versuchen, zu helfen.“ Hier müssen Eltern Grenzen setzen und eventuell den Konflikt ausfechten - aber ohne erhobenen Zeigefinger.

Der Verein Innocnece in Danger hat am Dienstag (27. August) in Berlin gemeinsam mit der IT-Firma axxessio die App „Clever im Netz“ vorgestellt. Sie bietet Hilfe und Informationen sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Eltern bekommen zum Beispiel Hilfestellungen, wie sie das Thema ansprechen können. Für Kinder gibt es Verhaltenstipps. Spielerisch und in Form von Cartoons werden die Risiken im Internet erklärt. Die App ist vom TÜV-Rheinland als unbedenklich zertifiziert - das heißt: Die Daten der Kinder gelten als sicher. Derzeit gibt es die App nur für iOS, axxessio arbeitet an einer Version für Android. Die App ist kostenlos.