Ein Ja-Wort ohne Vertrag: Das Paarversprechen
Offenbach (dpa/tmn) - Ja, ich will. Mit dir zusammenbleiben, dich lieben. Das würden wohl fast alle Paare unterschreiben. Doch nicht alle möchten es vor dem Standesbeamten oder dem Altar aussprechen.
Für sie kann ein privates Versprechen eine Alternative sein.
Wie sie sich ihre Zukunft als Paar vorstellten, wussten Susanne Schneider* und ihr Partner genau: Sie wollten einander vertrauen, den anderen respektieren und lieben. Und sie wollten sich gegenseitig darauf verlassen, aus freien Stücken zusammen zu sein. Deshalb war auch früh klar, was nicht infrage kommt: eine standesamtliche oder kirchliche Trauung.
„Wir haben uns übers Heiraten unterhalten und dabei festgestellt, dass wir beide ein ungutes Gefühl dazu haben. Die Ehe ist unserer Ansicht nach ein äußeres Konstrukt, mit dem Paare ihre Beziehung festigen möchten“, erzählt Schneider. Der 41-Jährigen und ihrem Partner ging es aber um das freiwillige Zusammensein. Kein Ja-Wort und keine Unterschrift sollten es zementieren. Deshalb entschieden sie sich für ein privates Versprechen - ohne Pfarrer, Trauzeugen und Schleier.
Für Paare gibt es viele Gründe, auf eine kirchliche oder standesamtliche Hochzeit zu verzichten. „Eine freie Trauung gibt ihnen die Möglichkeit, ganz individuell ihre Gefühle füreinander vor ihrer Familie und ihren Freunden auszudrücken“, sagt Friederike John, Hochzeitsplanerin in Germering in Bayern. Wie die Zeremonie im Einzelnen aussehen soll - romantisch, klassisch oder ausgefallen, mit Freunden, Familie oder nur zu zweit -, bleibt jedem Paar selbst überlassen.
Ein Versprechen ohne rechtliche Grundlage könne für das Paar genauso verbindlich sein wie eine Heiratsurkunde: „Man verspricht nur dem anderen etwas, das ist sehr persönlich und intim“, sagt Dirk Wisny, Diplom-Psychologe in Hohen Neuendorf in Brandenburg. Dieser Moment könne sich echter anfühlen als eine standardisierte Heiratszeremonie.
Entscheiden sich Paare für ein privates Versprechen, sollten sie vorab ein paar Sachen bedenken: „Dazu gehört zum Beispiel: Wie präsentieren wir das nach außen?“, sagt Wisny. Symbole seien in diesem Zusammenhang sehr wichtig, etwa ein Ring. Hier gebe es zwischen Paarversprechen und Heirat keinen Unterschied: „Ein Ring erinnert mich daran, dass da noch jemand ist.“ Das könne Paaren zum Beispiel in einem Moment der Krise Kraft geben.
Egal, auf welche Art ein Paar sich etwas verspricht, wichtig ist seine Einstellung dazu: „Wir bleiben so lange zusammen, wie wir zusammen bleiben wollen“, hält Werner Gross für die beste Haltung. Er arbeitet als Diplom-Psychologe im Psychologischen Forum Offenbach. Oft seien aber rationale Gründe für eine Heirat ausschlaggebend, etwa der Wunsch, finanziell abgesichert zu sein, oder im Krankenhaus Auskunft zu bekommen, wenn der andere krank ist.
Auch Unterhaltsverpflichtungen gegenüber dem Partner und den Kindern, erbrechtliche Ansprüche, Rentenansprüche sowie steuerrechtliche Vorteile sind für viele wichtige Gründe für eine Ehe vor dem Standesamt. Bei einem Paarversprechen gelten diese Regelungen allesamt nicht.
Um auch als unverheiratetes Paar ohne gemeinsamen Besitz ein starkes Band zu knüpfen, ist es für viele wichtig, ein Versprechen ähnlich dem Ja-Wort zu formulieren. Es sei gut, das Versprechen schriftlich festzuhalten, sagt der Psychologe Wisny. In schwierigen Momenten könne es guttun, noch einmal nachzulesen, warum man sich für den anderen entschieden hat.
Für manche Paare kann das private Versprechen auch eine gute Zwischenstufe sein, bevor sie sich endgültig aneinander binden: „Manche haben Angst vor starren Regeln. Da kann so ein Versprechen eine Probephase sein“, sagt Gross. In dieser Zeit könnten beide schauen: Wie fühle ich mich damit, löst so ein Versprechen Panik aus?
Für Susanne Schneider und ihren Freund reicht ihr Paarversprechen aus. Sie können sich aber vorstellen, es in Zukunft noch einmal zu wiederholen: Nicht so wie Heidi Klum und Seal, die in der Zeit vor ihrer Trennung ihr Eheversprechen jedes Jahr erneuerten. „Sondern eher dann, wenn das Gefühl dazu da ist.“
* Name von der Redaktion geändert