Eltern müssen nicht peinlich sein

Köln (dpa/tmn) - Ob Klamotten, Freunde oder Ausgangszeiten: Eltern haben zu fast allem eine Meinung. Mischen sie sich ein, empfinden Jugendliche das als peinlich. Mit ein paar Tricks können sie die Erwachsenen aber gut in Schach halten und unangenehme Auftritte vermeiden.

Eltern können sich ganz schön daneben benehmen - gerade wenn Freunde oder andere Leute dabei sind. Da hat sich schon so mancher Jugendlicher für seine Eltern geschämt. „Eltern sind peinlich, weil es in der Pubertät für die Jugendlichen darum geht, etwas alleine zu machen und eigentlich gar keine Eltern mehr zu haben, zumindest nicht für andere sichtbar“, erklärt die Psychologin Elisabeth Raffauf aus Köln.

Hinzu kommt, dass man als Jugendlicher seine Eltern oft anders sieht als bisher. „Das ist Teil des Ablöseprozesses, dass man seine Eltern und das, was sie tun, kritisch hinterfragt“, sagt Beate Friese vom Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“. Um für bestimmte Situationen vorbereitet zu sein, helfen folgende Tipps weiter:

Ich bekomme Besuch und meine Eltern fragen sie/ihn aus.

„Klar, viele Eltern würden gern mehr über die Freunde ihrer Töchter und Söhne erfahren“, sagt Jutta Stiehler, Leiterin des Dr.-Sommer-Teams der Zeitschrift „Bravo“ in München. „Meist nicht nur, weil sie neugierig sind. Sondern sicher auch, um sich ein Bild davon zu machen, mit wem es ihre heranwachsenden Kinder zu tun haben.“ Dennoch sei das für die Mädchen und Jungen meist lästig. „Die Jugendlichen können den Eltern in einer ruhigen Situation sagen, dass sie das als peinlich empfunden haben und sie bitten, das beim nächsten Mal zu lassen“, rät Raffauf.

Stiehler empfiehlt, sogar schon vor dem Besuch Klarheit zu schaffen. „Warn deine Freunde vor“, sagt sie. „Und sag ihnen, wie sie sich am besten verhalten sollten. Schließlich kennst du deine Eltern und weißt, worauf sie Wert legen.“

Meine Eltern holen mich von einer Party ab und kommen sogar rein.

So eine Situation klärt man am besten vorher, sagt Stiehler. „Sag ihnen, wie lieb es von ihnen ist, dass sie für dich so spät am Abend noch unterwegs sind.“ Man könne ihnen dann aber vorschlagen, dass sie vor der Tür warten und man zum vereinbarten Zeitpunkt herauskommt. Und wenn die Eltern doch in der Disco oder auf der Party auftauchen? „Dann bleib gelassen“, rät Stiehler. „Stell ihnen deine Freunde kurz vor und dann hol deine Jacke, damit ihr schnell gehen könnt.“

Meine Eltern erzählen Dinge über mich, während ich daneben stehe.

„Selbst wenn es nur Lob ist, kann es einem peinlich sein“, sagt Friese. Gründe gebe es viele: Vielleicht will man nicht im Mittelpunkt stehen oder man will nicht, dass andere so viel über einen wissen. Psychologin Raffauf rät, den Eltern zu sagen: „Ich werde gern mal von dir gelobt, aber vor anderen ist es mir unangenehm.“ Friese ergänzt: „So etwas spricht man aber besser später an - nicht in der Situation direkt.“

Unterschiedliche Meinung beim Klamottenkauf

„Man muss sich keine Sachen andrehen lassen, die man nicht will“, sagt Beate Friese. Aber genauso gut haben auch Eltern das Recht, Grenzen zu ziehen und zu sagen, „Ich möchte nicht, dass du das anziehst“. Wer diese Situationen im Kaufhaus vermeiden will, könnte mit seinen Eltern einen Deal aushandeln, schlägt sie vor. „Entweder kaufen die Eltern mit einem eine Grundausstattung und man kauft sich den Rest vom Taschengeld - oder die Eltern geben einem ein bestimmtes Budget für den gesamten Kleiderkauf“.

Service:

Elisabeth Raffauf: kinderkinder 10. Pubertät heute: Ohne Stress durch die wilden Jahre, Beltz, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3407225108