Familienblogger geben Tipps
Nürnberg (dpa) - Bei Fragen zu Kindererziehung, aber auch allen möglichen anderen Themen rund um die Familie, sind sogenannte Elternblogger beliebt. Nicht pädagogisches Fachwissen, sondern Lebenserfahrung macht sie zu Experten.
Die Mamas und Papas mit Web-Logbuch unterschieden sich von vielen Journalisten dadurch, dass sie subjektiv und sehr persönlich über das Leben schrieben, sagt Béa Beste (47) aus Berlin, die seit 2012 den Blog „Tollabea“ betreibt. Viele Leser identifizierten sich mit ihnen sehr stark. Am Samstag (23. April) treffen sich etwa 100 Mama-, Papa- und Familienblogger bei der Konferenz „denkst-16“ in Nürnberg.
Fast 2000 Eltern- oder Familienblogs listet die Zeitschrift „Brigitte“ im Internet auf. Die beliebtesten hätten mehrere zehntausend regelmäßige Leser, sagt Beste, die früher Unternehmensberaterin war.
Beliebt in den Blogs seien Themen wie gesundes Essen, Durchschlafen, Konflikte, Trotzphase und Pubertät, sagt Beste. „Am besten kommen Themen an, die Tausende betreffen.“ Viele Familienblogger schrieben auch über gemeinsames Basteln sowie Reisen mit Kindern oder auch Kochen und Backen. „Es sind die Themen wie in einer klassischen Elternzeitschrift, doch jeder Blogger schreibt aus seiner persönlichen Sicht und meistens deutlich meinungslastiger.“
Die meisten Elternblogs seien eher pragmatisch und humorvoll. Einzelne Blogs gingen die Themen aber auch wissenschaftlich-erklärend und pädagogisch an. „Das meiste findet aber auf der Ebene statt: „Ich öffne mein Herz, ich öffne mein Haus.““ Dies sei auch die größte Stärke der Blogger: „Die müssen nicht objektiv bleiben. Die können in die Vollen gehen und zeigen: „Ich bin so, wie ich bin.“ Das macht den Charme für die Leser aus.“
Auf diese Weise erfolgreich geworden seien etwa Marisa Hart von „Baby, Kind und Meer“, Henriette („Jette“) Zwick von „Super Mom“ oder Christian Hanne mit „Familienbetrieb“.
Viele Blogger bekämen so eine Art persönliche Beziehung zu ihren Lesern, die sich dann auch mit Fragen an den Blogger wenden. „Die Leute sehen mich als Instanz. Davon kann man auch mal überfordert sein, wenn sich jemand mit schlimmen Problemen an einen wendet.“
Die reichweitenstärksten Blogs erreichten mehr als 75 000 Zugriffe pro Monat, sagt die 47-jährige Berlinerin. Und obwohl es bereits seit etwa zehn Jahren Elternblogs gebe, wachse die Zahl noch immer.
„In den USA gibt es ein paar Millionen Blogs. Da ist das auch noch mehr ein Geschäft.“ Die großen Internet-Tagebücher finanzierten sich inzwischen über Werbung oder sogenannte Sponsored Posts, also von Werbekunden bezahlte Artikel. Dabei sei es für die Blogger wichtig, sich nicht zu sehr für ein Produkt zu verbiegen, sagt Beste. „Wenn man über die eigene Familie und die eigenen Kinder bloggt, dann sollte man auch nicht jedes Produkt annehmen, sondern nur solche, die zu einem passen.“
Überhaupt machten „Authentizität, Persönlichkeit und eine gewisse Eigenwilligkeit“ einen guten Blog aus. Die meisten Blogger seien jedoch keine ausgebildeten Schreiber, hätten aber vorher schon etwas mit Kommunikation oder Erziehung zu tun gehabt. Ein dickes Fell müsse aber jeder Blogger haben, sagt Beste. „Man darf sich nicht aufregen über Leute, die anderer Meinung sind.“ Man kehre schließlich sein Familienleben nach außen und werde dafür auch oft kritisiert.