Freiraum für Jugendliche: Von Eltern Ruhe einfordern
Fürth (dpa/tmn) - Die Wohnung klein, die Geschwister laut, die Eltern machen permanent Stress: Gerade in der Großstadt fehlt Heranwachsenden oft ein Ort, um Abstand von den Eltern zu gewinnen. Wer Freiraum sucht, muss kreativ sein.
„Nicht jede Familie wohnt in einem Reihenhaus, wo jedes Kind sein Zimmer hat“, sagt Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Wenn es zu eng werde, sollten Jugendliche nach Alternativen suchen. Ein Rückzugsraum müsse nicht zwingend eine Tür und vier Wände haben. Oder überhaupt ein Zimmer sein. „Die Welt ist voller Rückzugsmöglichkeiten“, sagt Gerth. Einige brauchten die Einsamkeit der Natur zum Abschalten, andere die Anonymität der Stadt. Um Abstand von der beengten Wohnsituation zu gewinnen, helfen auch Aktivitäten mit Freunden.
Jugendliche müssten aber auch lernen, von Eltern oder Geschwistern Ruhe einzufordern. „Es muss eine rote Linie geben, die Erwachsene nicht überschreiten dürfen“, sagt Gerth. Wenn man signalisiere „Ich kann nicht mehr“, müssten Eltern das respektieren.
Persönliche Rückzugsräume sind in der Entwicklung von Jugendlichen von großer Bedeutung. „Kleinere Kinder wollen immer dabei sein. Das ändert sich, wenn sie älter werden, sich eigene Freunde suchen.“ Spätestens in der Pubertät suchen Jugendliche immer stärker die Unabhängigkeit von ihren Eltern.