Gedankenspiel und Struktur: So planen junge Leute ihre Zukunft
Kiel (dpa/tmn) - Erst ins Ausland, dann ein Praktikum? Oder gleich ein Praktikum im Ausland? Und muss ich mich davor für einen Studienplatz bewerben? Jugendliche haben oft die Qual der Wahl, wenn es um ihre Zukunft geht.
Die vielen Möglichkeiten können sie überfordern.
Jugendliche haben viele Ideen und Fragen im Kopf, wenn es um ihre Zukunft geht. „Am wichtigsten ist in diesem Moment: Struktur reinbringen!“, erklärt Svenja Lüthge, Diplom-Psychologin in Kiel. Alle Informationen, die junge Menschen über mögliche Berufswege gesammelt haben, sollten sie am besten aufschreiben. Nach dem Überblick sei es an der Zeit, die Optionen in Gedanken durchzuspielen.
„Ich würde das von hinten aufdröseln“, sagt Lüthge. Das bedeutet: Wo sehe ich mich in zehn Jahren? Für viele junge Leute sei das zwar ein kaum vorstellbarer Zeitraum. Umso wichtiger sei es aber, sich genau diese Frage zu stellen. Will ich eine geregelte Arbeitszeit haben und in einem festen Team arbeiten? Oder ist es mir wichtig, zu reisen und unterwegs zu sein?
Merken Jugendliche, dass sie dabei ins Schwimmen geraten, sollten sie sich Verstärkung holen: „Man kann seine Freunde fragen: "Was glaubst du, was kann ich besonders gut? Wo sind meine Stärken?".“ Von den Antworten müsse man sich aber nicht verrückt machen lassen: Es sei ganz normal, dass Fremd- und Eigenwahrnehmung auseinanderklaffen. Aber oft steckten in den Äußerungen gute Ansätze drin. Frage man fünf Freunde, dazu noch seine Eltern oder Geschwister, ergebe sich ein rundes Bild. „Ich komme auf neue Gedanken und kann bei jeder Antwort in mich reinhören: Stimmt das vielleicht? Bin ich wirklich sehr neugierig oder kann gut mit Menschen?“, sagt Lüthge.
Neben selbst gemachtem Druck fühlen sich Jugendliche oft auch von Eltern dazu gedrängt, spätestens im Abiturjahr Nägel mit Köpfen zu machen. Da kann beiden Seiten ein Zeitplan helfen: „Ich lege zum Beispiel anderthalb oder zwei Jahre fest, in denen ich mich ausprobieren kann, bei Praktika oder im Ausland“, sagt Lüthge. Danach könne man vereinbaren, dass eine Entscheidung getroffen wird. Eltern seien meist beruhigt, wenn sie merken: Mein Kind wird aktiv und übernimmt Verantwortung.
Auch wenn immer wieder suggeriert werde: Du musst schnell sein, du musst dich entscheiden - zwei Jahre vor dem Studium oder der Ausbildung seien keine verlorene Zeit. „Es ist wichtig für die persönliche Entwicklung“, sagt Lüthge.