Harmlose Themen? Wie umstrittene Organisationen Jugendliche ködern

Düsseldorf (dpa/tmn) - Menschenrechte oder Naturschutz: Solche Themen finden viele Jugendliche gut. Das gilt auch fürs Internet oder für Soziale Netzwerke. Manchmal machen sich das dubiose Gruppen zunutze.

Gesundes Misstrauen kann da helfen.

Sie treten für Menschenrechte und Umweltschutz ein, kämpfen gegen Drogen oder Arbeitslosigkeit: Auch umstrittene Organisationen ködern junge Menschen oft mit alltäglichen Themen. Hinter Seiten wie „Jugend für Menschenrechte“ beispielsweise steckt Scientology. Häufig nutzen solche Organisationen aber auch Soziale Netzwerke, um auf sich aufmerksam zu machen. Nur wer genau hinschaut und kritisch bleibt, hat eine Chance, dahinter zu kommen: „Das ist für Jugendliche aber schwer zu durchschauen. Das ist sehr geschickt gemacht“, sagt Dilek Atalay von der EU-Initiative Klicksafe.

Da jede Organisation andere Ziele verfolgt und unterschiedlich vorgeht, gibt es keine allgemeingültigen Tipps. Generell gilt aber: Wer plötzlich Gruppeneinladungen oder Freundschaftsanfragen auf Facebook bekommt, sollte nicht gleich auf den „Bestätigen“-Button klicken. „Am besten unter "Info" oder "Impressum" nachschauen, wer dahintersteckt“, rät Atalay. Können Jugendliche mit dem Absender nichts anfangen, ignorieren sie die Anfrage besser. Denn sonst würden schnell irgendwelche Sachen auf der eigenen Pinnwand landen, mit denen man möglicherweise nichts zu tun haben will - etwa Parolen gegen Ausländer.

Ein Alarmsignal sei, wenn Unbekannte plötzlich persönliche Fragen stellen, beispielsweise, ob man Probleme in der Schule oder mit Eltern und Freunden hat. „Das sind Versuche, sich das Vertrauen der Jugendlichen zu erschleichen“, sagt Atalay. Sei dieses gewonnen, versuche die Organisation junge Menschen für ihre eigentlichen Themen zu gewinnen und hetze schlimmstenfalls gegen Minderheiten oder bestimmte Einstellungen.

Haben Jugendliche bei Webseiten ein komisches Gefühl, können sie Beschwerdestellen im Internet nutzen oder sich an die Landesmedienanstalten wenden. Oft reicht es, online ein Formular auszufüllen. Dann wird von den Behörden geprüft, ob die Betreiber der Seite Jugendschutzbestimmungen verletzen. Bei Sozialen Netzwerken ist der Weg direkter: Jugendliche können fragwürdige oder beleidigende Posts direkt dem Betreiber melden.

Laut dem Verfassungsschutz in Baden-Württemberg stecken hinter mehr als 100 Webseiten in Deutschland Scientology oder nahestehende Organisationen. Soziale Netzwerke spielen dabei eine immer wichtigere Rolle, um junge Menschen zu gewinnen. Die Werbung sei bewusst auf die junge Generation zugeschnitten, ohne dass auf den ersten Blick auffällt, wer für den Inhalt verantwortlich ist.