Hawaii-Feeling: Der Wassersport Stand Up Paddling

Saarbrücken (dpa/tmn) - Es eignet sich für flache Gewässer genauso wie für Wellen, klappt auf Hawaii oder am Wannsee: Stand Up Paddling gilt als neuer Trendsport. Anfänger beherrschen das aufrechte Paddeln auf dem Brett meist nach einem Tag.

Rauf auf's Brett. Übers Wasser gleiten. Und wer Glück hat, kann stehend die Welle abreiten. All das ist beim Stand Up Paddling - kurz SUP - schon mit wenig Übung zu meistern. Die Trendsportart schwappt langsam aus den USA nach Deutschland hinüber. Der Vorteil des Wassersports liegt in seiner Vielseitigkeit: Er kann in jedem Alter erlernt werden, und Nordsee oder Havel sind ebenso als SUP-Revier geeignet wie das türkisfarbene Meer vor Maui. Auch die Ausrüstung ist schnell beisammen: ein spezielles Surfbrett, ein Stechpaddel, das war's.

„Sobald ich mit meinem SUP aufs Wasser gehe, setzt die totale Entspannung ein und ich kann den ganzen Stress an Land hinter mir lassen. Es ist großartig, dass ich mentale Balance und physische Fitness derart vereinen kann“, beschreibt Anne-Marie Reichmann die Faszination des Sports in der Fachzeitschrift „SUP Journal“. Die 36-jährige Niederländerin lebt mittlerweile auf Maui und trainiert dort sowohl SUP-Surfen als auch Wellenreiten.

Wirklich neu ist der Surfsport nicht: Schon seit Jahrhunderten bewegen sich die Inselvölker in Polynesien mit Brett und Paddel fort, Ende der 1950er Jahre begannen Surfer auf Hawaii damit. Doch erst in den vergangenen Jahren fand das SUP in Deutschland Verbreitung, 2009 fand der erste SUP Weltcup in Hamburg statt.

Blutige Anfänger sollten für ihre ersten Stehversuche auf dem Board am besten einen Kurs besuchen. „Das garantiert, dass man langfristig Spaß daran hat“, sagt Christian Barth, Sportwissenschaftler und begeisterter SUP-ler. Die Technik haben Neueinsteiger schnell erlernt: „Mit ein bisschen sportlicher Fähigkeit klappt das nach einem Tag.“ Die ganz große Welle ist dabei natürlich noch nicht drin. Am besten geeignet ist zunächst ein Badesee mit flachem Wasser. Mit ein wenig Übung geht es dann nach und nach auf Bäche und Flüsse und schließlich auf Küstengewässer mit Wellen und Strömungen.

Breite Boards mit etwa 75 Zentimeter Fläche garantieren die beste Stabilität und erleichtern erste Stehversuche. Eine Finne, die am Heck montiert wird, sorgt dafür, dass man beim Paddeln die gewünschte Richtung halten kann. Ein Paddel macht die Ausrüstung komplett und fungiert als „dritter Arm“. Mit beiden Händen am Griff wird das Paddelblatt ins Wasser getaucht und an einer Körperseite vorbei nach hinten durchgezogen. Durch den Paddelwechsel auf die andere Seite kann das Board leicht auf einem geraden Kurs gehalten werden.

Was sich entspannt anhört, ist ein echtes Ganzkörpertraining, das alle Muskeln im Körper beansprucht: „Das Gute ist, dass man die Anstrengung selbst kontrollieren kann“, sagt Barth. Denn je nachdem, wie schnell man übers Wasser zieht, können es Freizeitsportler entspannter oder ambitionierter angehen lassen.

Ein großer Vorteil des SUP beispielsweise gegenüber dem Rudern sind die Handhabung und die geringen Kosten: „Ruderboote oder Kanus sind sehr lang und schwierig zu transportieren. Deshalb sind Sportler oft auf einen Verein angewiesen. Das hat man beim SUP nicht“, sagt Matthias Schömann-Finck, der in der deutschen Nationalmannschaft rudert. Vor allem die Bewegungsanforderung halte er beim Paddling für interessant: „Hier wird die normale Paddelbewegung mit dem Stehen kombiniert, und der ganze Körper muss es ausgleichen“, sagt der Mitarbeiter der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement/BSA-Akademie in Saarbrücken.

Was die Kosten anbelangt, ist ein Allrounderbrett mit Finne und Paddel für Anfänger laut Barth schon ab 550 Euro zu haben. Wer das nicht investieren will, kann sich bei Surfschulen mit SUP-Angebot die Ausrüstung für Tages- oder längere Touren leihen.

Egal, ob am Baggersee oder in der Nähe des Strands gepaddelt wird: „Es vermittelt ein Hawaii-Feeling bei wenig Wind“, beschreibt Barth. Das langsame Vorwärtsgleiten ermögliche zudem, den Blick schweifen zu lassen und die Natur um einen herum zu genießen.

Abstriche müssen beim SUP allerdings bei Geschwindigkeit und Coolness gemacht werden: „Wir sind auf dem Wasser die Schnecken. Und es sieht nicht so spektakulär aus wie Kitesurfen“, räumt Barth ein. Ruderer Schömann-Finck ergänzt: „Speedmäßig hat man gegen ein Ruderboot keine Chance.“