Jede Menge Sprengstoff: Urlaub mit erwachsenen Kindern

Berlin (dpa/tmn) - Wenn an Weihnachten oder Ostern die ganze Familie zusammenkommt, ist oft Streit programmiert. Was soll da erst bei einem gemeinsamen Urlaub von Senioren mit den erwachsenen Kindern passieren?

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Berlin (dpa/tmn) - Wenn an Weihnachten oder Ostern die ganze Familie zusammenkommt, ist oft Streit programmiert. Was soll da erst bei einem gemeinsamen Urlaub von Senioren mit den erwachsenen Kindern passieren?

Damit es während der Reise nicht kracht, sollten Ältere sich genau überlegen, was sie von der gemeinsamen Zeit erwarten. Zehn Dinge, die sie für einen entspannten Urlaub besser im Blick behalten:

Vorbereitung: Bevor Senioren sich in den Urlaub mit den Kindern stürzen, sollten sie sich fragen: Wie eng ist der Kontakt mit den Kindern? „Wohnen die einen in Hamburg und die anderen in München, sieht man sich wahrscheinlich relativ selten“, sagt Ursula Lenz, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Je weniger Kontakt die Älteren im Alltag mit den Kindern haben, desto intensiver müssen sie vorher planen. Jeder sollte dann überlegen, was er vom Urlaub erwartet und das in die Planung miteinbeziehen.

Urlaubsziel: Teil der Planung ist natürlich die Frage, wo die Reise hingehen soll. Das ist vor allem davon abhängig, wie oft die Senioren vorher schon mit den Kindern unterwegs waren. „Wenn die Gruppe nicht so erfahren ist, dann lieber nah und kurz als fern und lang“, rät Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Das heißt, wer das erste Mal gemeinsam wegfährt, sollte lieber für ein verlängertes Wochenende in die Niederlande fahren statt drei Wochen nach Thailand. Der Kurztrip ist eine Testphase für einen möglichen längeren Urlaub.

Absprachen: Vieles, was während des Urlaubs zu Zoff führen kann, lässt sich vorher klären. Eltern kennen ihre Kinder. Das heißt, sie wissen, was sie an den Jüngeren stört. „Wer das vor der Reise anspricht, erspart sich vor Ort großen Frust“, erklärt Psychotherapeutin Christiane Wempe. Sowinski glaubt, dass zu viele negative Kommentare Sprengstoff während des Urlaubs bieten und zu Streit führen können. Wenn die Mutter also weiß, dass sie es nicht mag, wenn die Tochter immer alles spontan entscheiden möchte, sollte sie ihr das vor der Abreise sagen.

Unterkunft: Hotel oder Ferienwohnung - das ist hier die Frage. „Ich würde immer dazu raten, dass man sich im Notfall aus dem Weg gehen kann“, sagt Wempe. Das bedeutet, egal wo es die Urlauber hinverschlägt: Ein eigenes Zimmer ist wichtig. Wer gemeinsam eine Ferienwohnung bezieht, muss noch mehr organisieren. Schließlich soll nicht immer nur dieselbe Person hinter dem Herd stehen. Nur weil Mama damals immer so lecker gekocht hat, muss sie nicht jeden Abend als Köchin herhalten.

Aktivitäten: Sightseeing und Wandern für die Senioren, Sauna und Entspannung für die Kinder: Wer glaubt, dass die Älteren im Urlaub mit den Jungen nicht mithalten können, irrt. „Häufig möchten sich die Jungen - zumindest in den ersten Tagen - von der Arbeit erholen, während die Älteren, die vielleicht nicht so urlaubsbedürftig sind, so viel wie möglich erleben wollen“, erklärt Lenz. Damit jeder auf seine Kosten kommt, sollte der Urlaubsort möglichst beides bieten: Ruhe und Erlebnis. Und wenn der Sohn keine Lust hat, fünf Kirchen in drei Stunden zu besichtigen, sollten die Eltern einfach allein gehen.

Freiräume: Nur weil man zusammen verreist, muss man nicht jede Minute gemeinsam verbringen. „Erst Frühstück, dann den ganzen Tag Ausflüge, gemeinsames Abendessen und abschließend noch ein Absacker an der Bar: Da ist Stress programmiert“, warnt Lenz. Stattdessen sollten Senioren schauen, welche Dinge sie gern mit dem Kind teilen möchten. Dann können sie sich auf ein tägliches gemeinsames Abendessen einigen und einige Aktivitäten abstimmen. So bleibt die Zeit, die alle miteinander verbringen, etwas Besonderes und wird nicht zur Belastung.

Bestimmer: Früher haben die Eltern bestimmt, was im Urlaub unternommen wird. Heute sind die Kinder erwachsen und mögen es gar nicht, wenn ihnen jemand sagt, was sie zu tun haben. „Die Rollen haben sich verändert“, sagt Wempe. Deshalb können beide Seiten nicht einfach an frühere Familienurlaube anknüpfen. Möglicherweise haben die Senioren auch das Gefühl, sie sind für alles verantwortlich - weil das früher so war. „Das geht natürlich nicht. Das müssen Senioren ansprechen“, rät Wempe.

Geld: Damals haben die Eltern immer gezahlt - heute ist es noch genauso? „Natürlich nicht“, findet Wempe. Senioren müssen den Kindern im Urlaub nicht alles spendieren. Umgekehrt dürfen sie aber auch nicht glauben, dass sie über alles bestimmen dürfen, wenn sie es tun. Sowinski rät zu einer Urlaubskasse. „Das bietet sich besonders in einer Ferienwohnung an, wenn ständig Lebensmittel gekauft werden müssen.“

Enkelkinder: Meist freuen Senioren sich, wenn die Enkelkinder im Urlaub mit dabei sind. Und für die Eltern können Oma und Opa eine Entlastung sein. „Doch die Älteren sollten sich nicht als Babysitter ausnutzen lassen“, findet Wempe. Hier muss es klare Grenzen geben, wann sich wer um die Kleinen kümmert. Häufig lassen Großeltern den Kleinen viel mehr durchgehen als die Eltern - hier ein Eis, dort ein Stück Pizza. Senioren sollten dann darauf achten, die Erziehung der Eltern nicht zu sehr zu boykottieren.

Schwiegerkinder: „Die Partner der eigenen Kinder sind ein großes Thema und können zu Streit führen“, warnt Wempe. Sind sie dabei, sind Absprachen umso wichtiger. Auch hier ist wieder entscheidend, wie innig das Verhältnis normalerweise ist. Ist die Beziehung nicht so eng, sind Absprachen im Vorhinein umso wichtiger, damit man sich im Urlaub nicht in die Quere kommt. Senioren müssen allerdings akzeptieren, dass das Kind auch mal allein Zeit mit dem Partner verbringen möchte.