Keine Creme, kein Öl - Gesunde Babyhaut braucht nicht viel

Hamburg/Bonn (dpa/tmn) - Viele Eltern sind verunsichert, wie viel Körperpflege ihr Baby braucht. Das beginnt beim ganz normalen Baden, und reicht über das Versorgen eines wunden Pos bis hin zu schorfigen Stellen am Kopf.

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Als Nina Kruse* vor fünf Monaten ihr erstes Kind bekam, kannte sie sich mit der Pflege von Babys kaum aus. „Grundlegendes wie Stillen oder das Wechseln der Windeln haben mir die Schwestern im Krankenhaus gezeigt“, erzählt sie. In den folgenden Wochen verließen sie und ihr Mann sich vor allem auf die Tipps der Hebamme.

„Standards gibt es bei der Hautpflege von Säuglingen und Kleinkindern nicht“, sagt Prof. Peter Höger, Chefarzt der Abteilungen Pädiatrie und Pädiatrische Dermatologie/Allergologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg. Er empfiehlt, einen Säugling etwa zweimal pro Woche zu baden - am besten in klarem Wasser. Wer sein Kind öfter badet, kann etwas Badeöl für Babys dazugeben. „Manche Eltern versuchen zum Beispiel Olivenöl ins Badewasser zu geben - aber das bringt gar nichts.“ Solche Öle verbinden sich nicht mit dem Wasser - und bleiben wirkungslos.

Klares Wasser - das war auch der Tipp von Nina Kruses Hebamme. Diese habe von Wasch- oder Duschgels abgeraten, erzählt die junge Mutter. Ähnliches gilt für Cremes: „Die Haut gesunder und reifer Babys muss nicht eingecremt werden“, sagt Mediziner Höger. Eltern sollten beim Thema Creme auch kritisch sein: So können auch pflanzliche Stoffe wie Calendula Allergien hervorrufen.

Ein sensibles Thema ist die Pflege des oft von der Windel gereizten Pos. „Solange Kinder noch eine Windel tragen, stehen Reinigung und Hautpflege in der Windelregion im Vordergrund“, sagt Heike Behrbohm von der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DAH). Diesen Bereich müssen Eltern täglich säubern. Nina Kruse und ihr Mann haben auch dazu einen Tipp von ihrer Hebamme bekommen: Sie nutzen beim Wickeln feuchte Wattepads.

„Auch für die Haarwäsche reicht bei Babys normalerweise klares Wasser“, sagt Kinderarzt Prof. Höger. Säuglinge entwickeln oft den sogenannten Kopfgneis - ein verklebter Talg an der Kopfhaut. Das liegt einfach daran, dass Babys pro Quadratzentimeter Haut mehr Talgdrüsen als Erwachsene haben. „Außerdem werden die Talgdrüsen durch mütterliche Hormone in der Schwangerschaft und Stillzeit stimuliert“, erklärt der Experte. Um den Talg zu lösen, nutzen Eltern am besten ein spezielles Mittel, das Jojobaöl und Gele enthält.

Statt zu cremen, ölen manche Eltern die Haut der Kinder gern ein. Höger warnt davor, beispielsweise normales Olivenöl zu nutzen. „Daraus entwickeln sich leicht Oxidationsprodukte, die die Haut reizen können.“ Auch das Einmassieren mit speziellem Babyöl sei zumindest nicht unbedingt nötig.

Babyhaut ist gerade in den ersten Lebensmonaten oft gerötet oder etwas schuppig. Die Haut des Neugeborenen macht einen radikalen Wechsel durch - von der komplett feuchten Umgebung im Fruchtwasser an die relativ trockene Luft der Außenwelt. Besonders von der zweiten Lebenswoche an schuppt sich die Haut deshalb oft stark. „Das ist normal und dauert etwa vier bis sechs Wochen“, sagt Höger.

Auch Nina Kruse entdeckte gerötete und wunde Hautstellen bei ihrer kleinen Tochter. Die Hebamme empfahl Muttermilch. Kruse tränkt ein Wattepad für einige Minuten darin legt und das auf die betroffenen Stellen. Das habe auch bei geröteten Achseln und in der Leistengegend gewirkt, erzählt sie. Die Gesichtshaut ist bei Babys besonders empfindlich. Nina Kruse cremt das Gesicht ihrer Tochter meistens nach dem Baden ein, weil sie dann besonders trocken ist. Inzwischen ist ihre Tochter fünf Monate alt - und Kruse braucht die Tipps ihrer Hebamme nicht mehr. Stattdessen hört sie auf ihr Bauchgefühl.