Kinder über Feiertag aufklären: Ostern ist mehr als Schokohasen
Tübingen (dpa/tmn) - In vielen Familien hat Ostern keine religiöse Bedeutung mehr. Gefeiert wird trotzdem. Für Kinder ist es aber wichtig, den Hintergrund von Geschenken und bunten Eiern zu verstehen.
Eltern sollten ihn erklären können - ohne sich dabei zu verbiegen.
An Ostern werden Eier gefärbt und Geschenke gesucht, die der Osterhase versteckt hat. In vielen Familien dürfte das Programm über die Feiertage so oder ähnlich ablaufen. Aber war da nicht auch noch etwas mit Auferstehung? Die religiöse Bedeutung des Osterfestes ist vielen heute nicht mehr geläufig oder nicht mehr wichtig. Doch auch, wenn Eltern Atheisten sind oder zumindest nicht an die Auferstehung glauben, sollten sie mit ihren Kindern über Ostern sprechen.
„Kinder haben ein Recht auf religiöse Orientierung. Zu verstehen, warum wir etwas feiern, gehört zur Bildung dazu“, sagte Albert Biesinger, Professor für Religionspädagogik an der Universität Tübingen.
Kinder lebten in einer multireligiösen Gesellschaft: „Sie bekommen zum Beispiel in den Nachrichten mit, dass es religiöse Konflikte gibt“, sagte Biesinger. Oder sie haben ausländische Freunde, die Ramadan feiern oder an die Lehre von Buddha glauben. Das werfe bei ihnen Fragen auf. „Und dann ist es wichtig, dass Eltern sie ernst nehmen und versuchen, Antworten darauf zu geben.“ In Bezug auf Ostern zu sagen: „Ostern ist, wenn der Osterhase kommt“ sei für Kinder oft nicht ausreichend.
Stattdessen erklären Eltern am besten: „Dann feiern Christen in aller Welt, dass Jesus auferweckt wurde.“ Können Mutter und Vater mit dieser Erklärung selbst nur wenig anfangen, sollten sie das nicht vertuschen, findet Biesinger. Wichtig sei, dass Eltern authentisch bleiben. So könnten sie anfügen: „An Ostern wird die Auferstehung gefeiert, wir glauben aber nicht daran.“ Haken Kinder dann noch nach, können sie sagen: „Ich stelle mir vor, dass sein Körper im Grab geblieben ist.“
Machen Eltern deutlich, dass sie Zweifel an der christlichen Version haben, sei das für Kinder sogar von Vorteil: „Sie lernen, dass es Unterschiede gibt. Der eine glaubt dies, ein anderer das“, sagte Biesinger. Sie seien in der Lage, daraus ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
Ein perfektes Alter, um mit Kindern über die Bedeutung des Osterfestes zu sprechen, gebe es nicht. Eltern sollten abwarten, bis der Nachwuchs von selbst Fragen dazu stellt. „Mit drei oder vier Jahren können sie dann verstehen, was da gefeiert wird.“
Ist die Sache mit der Auferstehung geklärt, stehen Eltern aber noch vor dem Problem, wie sie den Bogen zu Osterhase, Eiern und Geschenken schlagen sollen. Es gebe widersprüchliche Auffassungen davon, wie diese Rituale mit dem christlichen Glauben zusammenhängen, sagte Biesinger. Eltern könnten nichts falsch machen, wenn sie sagen: „Das sind Bräuche, die anlässlich der Auferstehung begangen werden.“