Kleiner Wortschatz bei Kindern kann auf Lernschwäche hindeuten
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Jedes vierte Kind leidet unter einer Lernschwäche. Ein Problem, das sich bereits vor der Einschulung erkennen lässt. Ein Indiz ist der Wortschatz. Bei entsprechenden Hinweisen kann bereits im Kindergarten geholfen werden.
Ob ihr Kind eine Lernschwäche hat, können Eltern in vielen Fällen schon vor der Einschulung bemerken. „Ein guter Indikator ist: Wie groß ist der Wortschatz meines Kindes? Wie gut ist die Grammatik im Vergleich zu anderen seines Alters?“, sagt Prof. Marcus Hasselhorn vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (dipf).
Habe das Kind Defizite, könnten Eltern beispielsweise bei der Auswahl des Kindergartens darauf achten, dass Lesen und Sprechen besonders gefördert werden. Manche Einrichtungen bieten dazu spezielle Programme an und üben mit Kindern das freie Sprechen im Stuhlkreis oder führen ein gemeinsames Tagebuch mit Geschichten.
Laut einer aktuellen Studie des dipf leidet jedes vierte Kind unter einer Lernschwäche. Demnach zeigen 23 Prozent der Kinder Defizite beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. Ihre Leistungen liegen dabei deutlich unter denjenigen, die Kinder ihrer Altersklasse im Schnitt erbringen.
Bei den Kindern wurde zuerst die Intelligenz gemessen, dann mussten sie standardisierte Aufgaben beim Lesen, Schreiben und Rechnen erfüllen. Schlechte Ergebnisse seien nicht allein auf mangelnde Intelligenz zurückzuführen, erläutert Prof. Hasselhorn. Eine größere Rolle für das Lernen in der Schule spiele vielmehr das Arbeitsgedächtnis. Diesen Teil des Gedächtnisses benutzen Menschen, um zum Beispiel den Inhalt eines Satzes zu verstehen. Können Kinder schlecht lesen oder schreiben, scheint vor allem die Kapazität ihres Arbeitsgedächtnisses eingeschränkt zu sein. „Diese Kinder bräuchten mehr Wiederholungen der gleichen Informationen“, sagt Hasselhorn.