Körperwahrnehmung bei Jugendlichen oft verzerrt
Köln (dpa/tmn) - Casting-Shows im Fernsehen, Werbefotos und Musikvideos zeigen schlanke, perfekt proportionierte Frauen und durchtrainierte Männer. Diese Bilder prägen und bestimmen das Schönheitsideal von Jugendlichen - und verzerren ihre Selbstwahrnehmung.
„Es wird das als 'normal' wahrgenommen, was wir am häufigsten sehen“, sagt Reinhard Mann von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dabei werde die Selbstwahrnehmung bei jungen Menschen jedoch oft verzerrt. Sie fühlen sich nicht schön, zu dick und entdecken Makel.
Wird schon die Kleidergröße „M“ als solcher empfunden, kann das auf eine falsche Selbstwahrnehmung hindeuten. Bemerkt man bei einer Freundin so ein Zerrbild, sollte man sie darauf ansprechen. „Die erste Frage sollte immer 'Wie fühlst du dich?' sein“, rät Mann, der sich vor allem mit Essstörungen bei Jugendlichen beschäftigt.
Wichtig sei es, der Freundin bewusst zu machen, dass eine Veränderung Zeit braucht. „Wer von heute auf morgen anders sein will, bei dem ist die Bereitschaft für eine wirkliche Veränderung nicht da“, erklärt der Ernährungsexperte. Besser sei es, langfristig konkrete Vereinbarungen zu treffen, zum Beispiel das gemeinsame Joggen gehen. In der Gruppe mit Freunden könnten Ziele leichter erreicht werden.
Von verzerrten Vorstellungen werden Jugendliche oft auch bei der Partnerwahl geleitet. Dabei klafft eine Lücke zwischen Schönheitsidealen und dem, was sich junge Menschen tatsächlich für einen Partner wünschen. „Viele Mädchen finden muskulöse Jungs schön, doch wenn man fragt, was das Wichtigste bei einem Partner ist, dann lautet die Antwort am häufigsten, dass er lieb sein muss“, sagt Mann. Auch bei Jungs sei das so. Das oft genannte Schönheitsideal „90-60-90“ bei einer Frau sei nicht entscheidend für die Partnerwahl. Jungs legten eher Wert darauf, dass ihre Freundin nicht zickig sei, sondern zugewandt und lieb.