Kollektiver Liegestütz: Sportangebote für Familien

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Papa und Sohn kicken im Garten, am Sonntag schwingt sich die Familie aufs Fahrrad und im Sportstudio gibt es spezielle Eltern-Kind-Kurse. Gemeinsame Bewegung tut gut - doch manchmal ist getrenntes Schwitzen sinnvoller.

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Babyschwimmen, Jugendfußball, Seniorengymnastik: Bewegungsangebote gibt es für jede Altersgruppe. Doch immer häufiger finden sich Angebote für generationsübergreifenden Sport. „Meines Erachtens gibt es mehr Eltern-Kind-Angebote bei Sportvereinen als früher“, sagt Kinderarzt Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschland.

Auch Walter Schneeloch, Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in Frankfurt, bestätigt, dass generationsübergreifender Sport zunimmt. Wenn der Sport den Anforderungen aller Familienmitglieder entspricht, sei das eine sinnvolle und gesundheitsfördernde Möglichkeit.

Auch Sportpädagogin Heike Zimmermann hält viel vom gemeinsamen Schwitzen. „Hier erleben Kinder ihre Eltern als Vorbilder“, sagt die Wissenschaftlerin der Uni Potsdam. Das könne dazu führen, dass die Kleinen einen aktiven Lebensstil entwickeln. Außerdem sei es eine Chance für die Eltern, zum Sport zurückzufinden.

Diese Hoffnung teilt Tobias Dollase, Vorstandsmitglied der Deutschen Sportjugend beim DOSB. Als Leichtathletiktrainer steht er täglich auf dem Sportplatz. „Ich sehe, dass Eltern ihre Kinder zwar zum Training bringen und gern zuschauen, sich selbst aber nicht bewegen.“

Besonders für Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren halten die Experten Eltern-Kind-Sport für sinnvoll. Er fördere nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Eltern-Kind-Beziehung, sagt Fegeler. Angebote gebe es mittlerweile von Geburt an.

Grundsätzlich können Kinder alle Sportarten ausprobieren, sagt Kinderarzt Fegeler. Bei der Auswahl müsse ihre Entwicklung berücksichtigt werden. „Es ist selbstverständlich, dass der Sport in erster Linie Spaß machen soll“, sagt Prof. Michael Krüger vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Münster. Er empfiehlt im frühen Kindesalter Angebote wie Turnen, Spielen, Tanzen, Ballett und Schwimmen.

Auch Radtouren, Ballspiele, Skifahren oder Klettern sind bei Kindern und Eltern sehr beliebt, erklärt Zimmermann. Vor zu früher Spezialisierung warnt Dollase: „Zunächst geht es darum, Freude an Bewegung zu vermitteln.“

Manchmal können die Interessen von Kindern und Erwachsenen beim Sport sehr unterschiedlich sein, sagt Sportwissenschaftler Krüger. So mache es Spaß und Sinn, wenn man miteinander eine Radtour macht, zum Schwimmen oder Skilaufen geht oder Federball spielt. „Ins Fitnessstudio dagegen würde ich mein Kind nicht mitschleifen.“

Kinderarzt Fegeler hält ebenfalls wenig vom Fitnessstudio als Sportstätte für Kinder und Jugendliche bis zum Abschluss der Pubertät. „Kindersport sollte, wenn irgendwie möglich, im Freien stattfinden.“ Eine Möglichkeit, beim Sport den Bedürfnissen aller gerecht zu werden, ist gemeinsames Aufwärmen und Entspannen, sagt DOSB-Vizepräsident Schneeloch. Der Sport selbst wird dann getrennt gemacht.

Spätestens ab der Einschulung sollte Sport mit Gleichaltrigen nicht zu kurz kommen. Dabei lernen die Kinder andere Bewegungsmöglichkeiten. Krüger ergänzt: „Die Kinder und Jugendlichen machen dabei vor allem eine Fülle wertvoller sozialer und emotionaler Erfahrungen.“