Wenn Lehrer ausrasten - Hilfe für Pädagogen und Schüler

Eschwege (dpa) - Ein Lehrer steht in Hessen vor Gericht, weil er Schüler unter anderem an den Haaren gezogen haben soll. Wie oft kommt es zu Gewalt gegen Kinder seitens von Pädagogen? Und welche Möglichkeiten zur Verteidigung haben Schüler?

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Eschwege (dpa) - Ein Lehrer steht in Hessen vor Gericht, weil er Schüler unter anderem an den Haaren gezogen haben soll. Wie oft kommt es zu Gewalt gegen Kinder seitens von Pädagogen? Und welche Möglichkeiten zur Verteidigung haben Schüler?

Viele Ältere haben noch Gewalt von Lehrern an Schülern erlebt. Schon seit langem sind solche Übergriffe im Unterricht verboten. Doch wann fängt Gewalt an und wann ist es einem Lehrer doch erlaubt, einen Schüler fester anzufassen? Das Amtsgericht im hessischen Eschwege beschäftigt sich am Mittwoch (28. Mai) mit einem Fall, in dem ein Pädagoge Schüler unter anderem an den Haaren gezogen und fest angefasst haben soll.

Was dürfen Lehrer - und was nicht?

Generell gilt für Lehrer in ganz Deutschland seit 1973 das Gewaltverbot. Die Landesschulgesetze regeln: Lehrer dürfen ihren Schülern gegenüber in keiner Form handgreiflich werden. In Hessen heißt es wortwörtlich: „Körperliche Züchtigung und andere herabsetzende Maßnahmen sind verboten.“ Weniger klar ist dagegen die Sachlage bei psychischer Abwertung durch Mobbing. „Dass Schüler durch Lehrer psychisch drangsaliert werden, kommt durchaus vor“, sagt Stefan Drewes, Leiter der schulpsychologischen Beratung der Stadt Düsseldorf. „Hier Recht zu sprechen ist allerdings viel schwieriger, da es sich schwerer belegen lässt.“

Wie häufig gibt es Prozesse gegen Lehrer wegen Gewalt gegen Schüler?

„Genaue Zahlen liegen uns nicht vor“, sagt Volker Busch, Leiter der Rechtsberatung der Lehrergewerkschaft GEW. Es kommt zwar immer wieder zu Prozessen, oftmals werden die Verfahren aber bereits im Vorfeld eingestellt. Wenn beispielsweise eine Lehrerin einen Schüler auf einem Ausflug zu hart anfasst, ihn damit aber vor einer Gefahr bewahrt, werten Gerichte dies im Normalfall nicht als körperliche Gewalt - und der Prozess kommt gar nicht erst zustande.

Was kann eine Verurteilung für Folgen haben?

Wird ein Pädagoge verurteilt, hat dieser meistens mit einer Geldstrafe zu rechnen und kann in den normalen Schulalltag zurückkehren. „Für einen Schulverweis oder Berufsverbot müssen drastische Straftaten vorliegen“, sagt Busch.

Welche Möglichkeiten haben betroffene Lehrer und Schüler?

Für Lehrer, die befürchten, sich nicht in der Gewalt zu haben oder schon einmal ausgerastet sind, empfiehlt Drewes als erste Maßnahme regelmäßiges Coaching und Supervision. Darüber hinaus hat die Universität Lüneburg ein Training emotionaler Kompetenzen (TEK) entwickelt, das Lehrern helfen soll, mit starken Emotionen umzugehen. „Wenn das nicht genug ist, kann auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden“, erklärt Drewes. Betroffenen Schülern empfiehlt er, sich zunächst an eine Person ihres Vertrauens zu wenden. „Das sind natürlich in erster Linie die Eltern, es können aber genau so gut Vertrauenslehrer, Schulsozialarbeiter oder Schulpsychologen sein.“