Kriegserinnerungen können nach Jahren wieder kommen
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Schlimme Erlebnisse wirken oft Jahrzehnte lang nach. Manches, das längst vergessen schien, kommt dann plötzlich in der Erinnerung wieder hoch. Das kann bei älteren Menschen passieren, wenn sie ihre gewohnte Umgebung verlassen, etwa beim Umzug ins Altersheim.
Reagieren ältere Menschen plötzlich ängstlich auf Berührungen oder fürchten sich vor alltäglichen Situationen, kann das auf unverarbeitete Erinnerungen hindeuten. Häufig zeigt sich dies nach Veränderungen im Leben eines Älteren, zum Beispiel einem Umzug ins Heim. Denn eine vertraute Umgebung gebe einer traumatisierten Person Sicherheit und Stabilität, sagt Katrin Einert. Sie forscht an der Fachhochschule Frankfurt am Main zum Thema „Trauma im Alter“.
Tritt das Problem unerwartet im Altersheim auf, ist es für Pfleger schwierig, darauf zu reagieren: Das Personal kennt die Bewohner nicht so gut wie deren Verwandten, und kann die Veränderung nur schwer beurteilen. Das Gespräch zwischen Angehörigen und Pflegern ist dann sehr wichtig: Manchmal gelingt es gemeinsam, den Grund für das veränderte Verhalten zu erkennen - beispielsweise Erlebnisse im Krieg.
Enkel oder Kinder sollten dabei so viel wie möglich aus der Vergangenheit erzählen: „Das Wissen darum ist für das Pflegepersonal sehr wichtig, damit es sich darauf einstellen kann“, sagt Einert.
Wieder hochkommen können traumatische Erlebnisse aber nicht nur durch veränderte Lebensumstände, sondern auch durch sogenannte Trigger: Das können der Knall eines Feuerwerkkörpers oder der Geruch einer bestimmten Speise sein.
Aber wie geht man mit einem traumatisierten Menschen um? „Zeit geben, zuhören, da sein“, rät Einert. Pauschal sei das aber schwer zu sagen, es komme auf das individuelle Verhalten des Betroffenen an. In vielen Fällen sei professionelle Hilfe nötig. Das bringe sowohl für die traumatisierte Person als auch für die Angehörigen Erleichterung.