Lebenslauf muss nicht hundertprozentig geradlinig sein
Berlin (dpa/tmn) - Lehre, Studium, Ausland? Viele Jugendliche fühlen sich angesichts der vielen Möglichkeiten auf dem Weg ins Berufsleben unter Druck gesetzt. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass der einmal eingeschlagene Berufsweg heute keine Einbahnstraße mehr ist.
Statt sich einen minuziös geplanten Karriereplan zurechtzulegen, sollten Jugendliche besser in Etappen denken: „Erstmal macht man vielleicht eine Ausbildung zum Hotelkaufmann - danach kann man immer noch etwas dranhängen oder sich neu entscheiden“, sagt die Bewerbungsexpertin Sabine Neumaier aus Berlin.
Gerade Abiturienten sollten sich vor Augen führen, dass sie heute ein Jahr eher als frühere Generationen die Schule verlassen. Es ist daher nur verständlich, wenn sie dann in ihrer Entwicklung noch nicht am Ende sind. Auch wenn Jugendliche sich nach ihrer Ausbildung ganz neu orientieren, sollten sie dabei das Positive sehen: „Ich weiß, dass ich Hierarchien und einen Arbeitsalltag kennengelernt und etwas zu Ende gebracht habe“, sagt Neumaier. Damit können Mädchen und Jungen auch im Bewerbungsgespräch argumentieren: „Man sollte ehrlich sagen: 'Ich habe für mich erkannt, dass ich in dem Bereich nicht weitermachen möchte'“, rät Neumaier. Viele Personaler wüssten das zu schätzen und sähen nicht hundertprozentig geradlinige Lebensläufe nicht mehr so streng.
Viele 14- bis 17-Jährige sehen sich einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt, wie aus der aktuellen Sinus-Jugendstudie hervorgeht. Viele fürchten sich vor einer ungewissen beruflichen Zukunft.
Steht die Phase der Berufsplanung an, teilten sich viele Jugendliche in die Gruppe der Orientierungslosen und die der Ehrgeizigen auf, sagt Neumaier. Die zweite Gruppe ist dabei nicht unbedingt erfolgreicher: „Die Super-Ehrgeizigen fangen an zu verkrampfen, wenn sie auf ihre Bewerbungen Absagen oder keine Antwort erhalten. Es fällt ihnen schwer, von ihrem Weg, den sie einschlagen wollen, abzuweichen.“ Sie könnten sich dann zum Beispiel bei einer Bewerbungsberatung Unterstützung suchen. Im Gespräch lasse sich herausfinden, welche Grundidee dem Traumjob zugrunde liegt - etwa, viel mit Menschen zu arbeiten. Davon ausgehend falle es leichter, alternative Berufsbilder zu finden.