Mit ein paar Klicks zur Ausbildung
Am 20. September findet die Ausbildungsbörse in der Stadthalle statt. Die WZ berichtet über die Lage auf dem Lehrstellenmarkt.
So trügerisch kann eine Statistik sein: Ende Juni waren bei der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal 1050 unbesetzte Ausbildungsstellen in Wuppertal gemeldet. Dem standen 918 sogenannte „unterversorgte Bewerber“ in Wuppertal gegenüber. Eigentlich sollte es doch kein Problem sein, die 918 Bewerber auf die 1050 freien Stellen zu verteilen, oder? Dass dies in der Praxis ganz anders aussieht, ist kein Geheimnis. Bei der Wahl des Ausbildungsplatzes und der Suche der Unternehmen nach geeigneten Auszubildenden passte in den vergangenen Jahren in vielen Fällen „der Topf nicht zu dem Deckelchen“. Daher rufen Arbeitsagentur, IHK, Jobcenter und auch die Westdeutsche Zeitung alle Jugendlichen auf, die noch keine passende Ausbildungsstelle gefunden haben, sich jetzt über die Angebote zu informieren und intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.
„Nie war es so leicht, sich einen Überblick über die freien Ausbildungsstellen zu verschaffen und Kontakt mit Unternehmen aufzunehmen. Da muss man nicht einmal auf einen Nachmittag im Freibad verzichten, denn das kann man auch per Handy tun“, sagt Carmen Bartl-Zorn, Leiterin des Bereichs Aus- und Weiterbildung der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Recherche sei einfach und könne online mit einer Bewerbung verbunden werden. Online hält die IHK zum Beispiel über ihre Lehrstellenbörse 200 freie Plätze im Handelsbezirk Wuppertal-Solingen-Remscheid bereit. Vergleichbare Angebote im Internet machen die Kreishandwerkerschaft und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit.
„Mehr Mut und Initiative“, wünscht Carmen Bartl-Zorn den angehenden Auszubildenden bei der Ausbildungssuche. Deren Eltern, die als Jugendliche in den 1990er Jahren vor allem Zeiten der extremen Knappheit bei den Lehrstellen erlebten, wünscht sie ein wenig mehr Optimismus, um so die Stellensuche ihrer Kinder zu unterstützen. Katja Heck, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, spricht von einer „Generation des Zauderns“. „Als Kinder ließen ihnen ihre Eltern zumeist die Wahl unter mehreren Möglichkeiten. Das muss nicht unbedingt von Vorteil sein. Bei der Wahl des Ausbildungsplatzes lähmt sie nun oft die Sorge, unter vielen Alternativen die falsche Entscheidung zu treffen“, sagt Katja Heck. Dabei sei das System so durchlässig wie nie zuvor und auch die vorzeitige Beendigung eines Ausbildungsverhältnisses — wenn es denn aus den verschiedensten Gründen nicht passt — bedeute nicht das Ende aller Berufschancen. Folgenschwerer sei der tatsächliche Abbruch der Ausbildung, also der Verzicht auf einen Neuanfang in einem anderen Beruf oder bei einem anderen Arbeitgeber.
Mit der Berufsorientierung ab der 8. Klasse werde frühzeitig gegengesteuert, so Carmen Bartl-Zorn. Die Potenzialanalyse diene dazu, die Stärken eines Schülers zum Beispiel im analytischen oder gestalterischen Bereich zu erkennen und so die Grundlagen für die Berufsfelderkundung zu schaffen. „In der 8. Klasse bedeutet das aber noch keine Festlegung auf einen Berufszweig“, sagt Carmen Bartl-Zorn.