Arbeitsmarkt Ausbildung: Mehr Lehrstellen, weniger Bewerber

Trotzdem werde es anspruchsvoller, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, sagt die Arbeitsagentur.

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2121 Ausbildungsstellen wurden in den vergangenen zwölf Monaten in Wuppertal der Agentur für Arbeit gemeldet, 105 (5 Prozent) mehr als im vergangenen Jahr. Die Zahl der suchenden jungen Menschen lag bei 2670, das waren 107 (4 Prozent) weniger als im Vorjahr. Ende September waren 2106 Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Damit sind 188 junge Leute noch nicht versorgt, 239 Ausbildungsstellen nicht besetzt. „Das ist das, was uns Sorgen macht“, erklärte Katja Heck, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Wuppertal-Solingen. Es werde schwieriger, ein „Matching“ von Unternehmen und Bewerbern zu erreichen. Das liege an unrealistischen Erwartungen auf beiden Seiten – den Vorstellungen Jugendlicher von der Arbeitswelt aber auch an Vorstellungen der Arbeitgeber, was zum Beispiel Noten angehe. Als hilfreich stelle sich immer wieder der persönliche Kontakt heraus.

Katja Heck erzählt, dass junge Leute bei Betriebsbesuchen Arbeitgeber überzeugen, die mit einer schriftlichen Bewerbung vielleicht keine Chance gehabt hätten. Das bestätigt Carmen Bartl-Zorn, die bei der Bergischen IHK für das Thema Ausbildung zuständig ist. „Der Funke muss überspringen. Noten und Tests sagen nur einen Teil aus.“

Die Arbeitsagentur plant daher den Ausbau von Möglichkeiten zu direktem Kontakt wie Bewerbertage, auch branchenbezogen in kleineren Runden. Weil es den jungen Leuten zunehmend schwerer falle, sich unter den vielfältigen Berufsmöglichkeiten zu entscheiden, verstärkt sie ihre Aktivitäten, den Jugendlichen möglichst früh Gelegenheit zu geben, sich mit der Frage der Berufswahl auseinander zu setzen. Berufsberater kommen inzwischen rund einmal in der Wochen an Schulen, informieren bei Veranstaltungen und stehen für Einzelgespräche bereit.

Großen Erfolg verzeichnet die IHK mit Ausbildungsbotschaftern, Auszubildenden, die zu dritt oder zu viert Schulen besuchen, dort kleinen Schülergruppen praktische Aufgaben geben und dabei über ihre Ausbildung erzählen. Die Arbeitsagentur hat zudem das Internet-Portal www.selbsterkundungstool.de entwickelt, in dem Jugendliche bei Tests etwas über ihre Schwächen und Stärken erfahren und zu welchen Berufsbereichen ihre Stärken passen. Sie erhalten dann mehrere Vorschläge für einen Beruf, können direkt Details über Voraussetzungen, Ausbildungsgänge und Entwicklungsmöglichkeiten erfahren. „Das ersetzt kein Gespräch, kann es aber gut vorbereiten“, sagt Katja Heck. Sie und Carmen Bartl-Zorn appellieren an die Eltern, ihre Kinder bei der Frage der Berufswahl zu begleiten. Wer noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz für 2019 ist, dem rät Martin Klebe, Leiter der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, sich bei der Arbeitsagentur beraten zu lassen. Und Unternehmen mit offene Lehrstellen rät er, diese der Agentur schnell zu melden. »S. 16