Misstrauen leichtgemacht - Beziehungskiller Facebook
Wuppertal (dpa/tmn) - Für Liebesbeziehungen ist Facebook ein zweischneidiges Schwert: Das Soziale Netzwerk kann die Eifersucht anheizen. Aber bei Liebeskummer spürt man die Nähe der Freunde. Experten raten, nicht zu viel Privates öffentlich zu machen.
Manchmal ist die Neugierde einfach zu groß. In Sozialen Netzwerken wie Facebook ist vieles aus dem Leben des Freundes oder der Freundin nur einen Mausklick entfernt. Wer ist das hübsche Mädchen, mit dem mein Freund seit kurzem befreundet ist? Warum hat meine Freundin so viel Spaß im Kino, obwohl sie mir gesagt hat, sie wolle wegen Kopfschmerzen früh ins Bett gehen? Facebook kann die Eifersucht anstacheln und Liebesbeziehungen ins Wanken bringen. Dank der aufmunternden Kommentare von Freunden kann es aber auch Liebeskummer mildern.
Facebook, Google+ und Co. machen es leicht, den Partner zu überwachen: „Es ist schon eine starke Verführung, im Netzwerk zu verfolgen, was der andere macht und mit wem er Kontakt hat“, sagt Anna Zacharias, Fachreferentin für Jugendberatung bei der Nummer gegen Kummer in Wuppertal. „Das kann schon mal Eifersucht fördern oder zu Missverständnissen führen.“
In einer jungen Beziehung hat man noch die Chance, gleich zu Beginn eine klare Entscheidung zu treffen: Die Partnerschaft nur in der wirklichen Welt zu leben. „Das kann man machen, aber nach unserer Erfahrung machen das eher Erwachsene“, sagt Zacharias. „Jugendliche sind oft so stolz auf ihre Beziehung, dass sie gerne gemeinsame Fotos posten und vieles von ihrer Beziehung auf Facebook preisgeben möchten.“ Auch Lea ist skeptisch: „Eine Partnerschaft sollte kein Ausschlusskriterium für eine Freundschaft auf Facebook sein“, sagt sie. Die 25-Jährige ist auf Facebook sehr aktiv und war bis zu ihrer Trennung dort auch mit ihrem Partner befreundet.
Wer der Neugierde nachgibt und einen - realen oder eingebildeten - Flirt des Partners aufspürt, für den heißt es: Ruhe bewahren. Wolfgang Maier-Diewald, Diplom-Psychologe bei der Eltern- und Jugendberatung im Landkreis München, empfiehlt: „Man muss ja nicht gleich antworten, auch wenn Facebook zu schnellen Reaktionen verführt. Es ist viel besser, erstmal abzuwarten und sich zu beruhigen.“
Scheitert die Liebesbeziehung am Ende doch, dann ist ein Portal wie Facebook oder Google+ ein zweischneidiges Schwert. Freunde spenden Trost: „Man merkt, dass man ein großes Netzwerk an Freunden und Bekannten hat. Oft schreiben einem Menschen, mit deren Nachricht man gar nicht gerechnet hat“, erzählt Lea.
Auf der anderen Seite kann es Facebook schwierig machen, die gescheiterte Beziehung zu verarbeiten, räumt Lea ein. „Manche kommen besser mit der Trennung klar, wenn sie über Facebook in Kontakt bleiben. Andere belastet es sehr“, sagt Zacharias. Lea hat für sich entschieden: „In der ersten Trennungsphase kann ein Löschen des Ex-Partners hilfreich sein. Aus irgendeinem Grund hat man sich schließlich getrennt, so dass man ihn auch nicht mehr als eine Art Pseudofreund im virtuellen Raum benötigt.“
Und egal, ob sich die Gespräche im sozialen Netzwerk um die Beziehung oder den Liebeskummer danach drehen - der Münchner Jugendberater Maier-Diewald rät, „die Kiste auch mal auszumachen“.