Nur keine Eifersucht: So klappt's mit den Schwiegereltern

Vechta (dpa/tmn) - Die Figur der bösen Schwiegermutter stammt zwar aus Märchen. Trotzdem fällt es Paaren in der Realität oft schwer, einen guten Draht zu den Eltern des Partners zu entwickeln. Wer sich langsam vortastet und neugierig bleibt, hat meist gute Karten.

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Nimm eins, krieg drei: Wer eine Partnerschaft eingeht, bekommt die Schwiegereltern meist als Gratiszugabe. Doch nicht immer sind beide Seiten miteinander einverstanden. „In unserer Studie berichteten 47,9 Prozent der Probanden von belasteten Beziehungen von Schwiegermüttern zu den Schwiegertöchtern“, sagt der Psychologieprofessor Peter Kaiser von der Universität Vechta.

Ursachen seien häufig Konflikte über unterschiedliche Lebensstile und Wertesysteme, erzählt Kaiser. Vorbehalte der Schwiegereltern entstehen außerdem durch die Sorge, den Sohn oder die Tochter zu verlieren. „Ob das eigene Kind in seiner neuen Familie gut genug versorgt wird, kann Angst machen“, erklärt Renate Zwicker-Pelzer. Sie ist Psychologieprofessorin und Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) in Erftstadt.

Häufig lauern Konflikte auch auf Ebenen des Alltags, weil die Beteiligten aus unterschiedlichen Generationen stammen. „Besonders bei der Kindererziehung kann die Beziehung zur Schwiegermutter leiden, da sie in der Regel andere Erziehungsideen hat als man selbst“, sagt Diplom-Psychologe Steffen Jacob.

Die schwierigste Konstellation ist die zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter. Hier seien Eifersucht und Konkurrenz am größten. „Die Beziehung zwischen Schwiegermutter und -tochter entscheidet oft über den Kontakt zwischen Mutter und Sohn oder mit den Enkelkindern“, sagt Kaiser.

Gibt es Streit zwischen Schwiegerkind und -eltern, kommt der Partner in einen Loyalitätskonflikt. Damit daraus kein Beziehungsproblem entsteht, muss er sich klar positionieren. „Oft ist der Frust deshalb so groß, weil man das Gefühl hat, dass der Partner zwar eine Meinung hat, aber vor den Schwiegereltern nicht dafür einsteht“, sagt Jacob.

Wenn die Schwiegermutter mit der neuen Tochter über die Macken ihres Sohnes sprechen will, ist Vorsicht angesagt. „Macken hat jeder und Petzen gilt nicht“, sagt Zwicker-Pelzer. Sie empfiehlt, reserviert zu bleiben und den Partner mit an den Tisch zu holen.

Außerdem sollten Eltern sich nicht beim eigenen Kind über das Schwiegerkind auslassen und es damit zwischen die Stühle setzen, rät Jacob.

Um ein freundschaftliches Verhältnis zu den Schwiegereltern zu bekommen, empfiehlt Zwicker-Pelzer, den Kontakt zu pflegen und offen über Unterschiede in den Familien zu sprechen. Klare Regeln, was Nähe und Unterstützung betrifft, können Streit und falschen Erwartungen vorbeugen.

Hilfreich für eine gute Schwiegerbeziehung sei, unvoreingenommen zu sein. „Seien Sie neugierig, lassen Sie sich Geschichten erzählen, schauen Sie gemeinsam Fotos an und machen Unternehmungen“, rät die DGSF-Psychologin.

Um in der neuen Familie gemocht zu werden, versuchen es manche krampfhaft mit Blumen, Hilfsangeboten oder Komplimenten. „Nichts ist zu viel, wenn es ehrlich gemeint ist und zu einem passt“, sagt Jacob.

Wer andauernd Skepsis und Ablehnung erfährt, braucht einen langen Atem. „Freundlich und auf Distanz bleiben, auf Zeit setzen und abwarten“, empfiehlt Zwicker-Pelzer. Ein- bis zweimal im Jahr könne man die Schwiegereltern einladen, zum Beispiel zum Geburtstag. Den Kontakt ganz abzubrechen, ist nicht förderlich. „Wenn man sich damit abfindet, dass es erstmal eine einfache Bekanntschaft ist, kann sich manchmal noch etwas entwickeln“, sagt Jacob.