Ort zum Innehalten: „Trauerhaltestelle“ in Bayern erprobt

Münnerstadt (dpa) - Eine Haltestelle zum Trauern? Das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur will mit dem Experiment neue Formen des Gedenkens ausprobieren. Der Praxistest startet in Bayern.

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Trauern ist etwas Persönliches. Oft sucht man dafür die Grabstelle des Verstorbenen auf. Doch wo geht man hin, wenn der Angehörige an einem entfernten Ort oder anonym beerdigt wurde? Das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur will dafür neue, öffentliche Räume schaffen. Ein erster praktischer Versuch ist eine sogenannte Trauerhaltestelle. Seit Freitag (31. Oktober) und bis zum Sommer 2015 soll sie in Münnerstadt in Bayern erprobt werden.

„Wir brauchen Orte, die eine gemeinsame Art des Trauerns möglich machen - unabhängig von Religion, Alter und politischen Ansichten“, sagte Kuratoriums-Geschäftsführer Oliver Wirthmann. Die Trauerhaltestelle sei ein Versuch für einen solchen Ort.

Sie ist fünf mal neun Meter groß. Zwei große, u-förmige Betonteile greifen wie zwei Spangen ineinander. Dadurch entsteht ein Innenraum ohne Dach. Dort gibt es Sitzmöglichkeiten, ein Baum wächst in der Mitte in die Höhe. Auf eine Wand sollen Trauernde ihre Gedanken schreiben können, mit Kohle oder Kreide. Jeder könne die Haltestelle kurzzeitig zu seinem ganz persönlichen Trauerraum machen.

„Orte der Trauer sind wichtig. Trauer ist nicht nach 14 Tagen abgeschlossen. Das ist ein Prozess im Leben, der seine Zeit braucht“, sagte der Hospizbeauftragte des Bistums Würzburg, Wolfgang Engert. In der Trauerhaltestelle sollte es „aber auch Angebote von oder Hinweise auf jemanden geben, der Trauergespräche anbieten kann.“

Der kleine Bau „zum Anhalten und Innehalten“ könnte im Grunde überall stehen. In der Nähe einer Kirche oder eines Friedhofs, aber auch mitten in einer Stadt. Erste Erfahrungen sammelte das Kuratorium in Frankfurt am Main. Dort stand ein kleines Modell der Trauerhaltestelle im Innenhof einer Innenstadt-Kirche. Je nachdem, wie die Trauerhaltestelle in Münnerstadt ankommt und genutzt wird, könnte sie laut Wirthmann künftig in vielen Städten errichtet werden.