Pflege und Lebensqualität im Alter als Schwerpunktthema
Dresden (dpa) - Sachsen will auf den demografischen Wandel reagieren und die Gesellschaft mehr für Belange einer immer älter werdenden Bevölkerung sensibilisieren. Unter dem Slogan „Gutes Leben im Alter“ soll dazu auf zahlreichen Veranstaltungen im neuen Jahr ein Schwerpunkt gesetzt werden.
„Wir gehen damit in alle Landkreise und Kreisfreien Städte und wollen mit allen Partnern vor Ort ins Gespräch kommen und auch über Defizite sprechen“. Das sagte Sozialministerin Barbara Klepsch der Deutschen Presse-Agentur.
„Mein Ziel ist, dass Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können und bei Bedarf vielfältige Unterstützung erfahren - von Profis, aber auch von Ehrenamtlichen wie den Alltagsbegleitern oder Nachbarschaftshelfern“, erklärte die Ministerin. Noch sieht Klepsch keinen Pflegenotstand. „Ich bin optimistisch, dass wir all die damit einhergehenden Probleme lösen können“, sagte die 50-Jährige.
Verbände verweisen immer wieder auf einen bundesweit drohenden Mangel an Fachkräften für die Pflege. Hintergrund ist die demografische Entwicklung, die zu einer Überalterung der Gesellschaft führt. Sachsen ist schon heute eines der „ältesten“ Bundesländer. Laut Statistik lag das Durchschnittsalter 2013 bereits 46,6 Jahre. Die Anzahl der über 85 Jahre alten Menschen stieg von 1990 bis 2013 von rund 71 000 auf etwa 127 000. Aktuell gibt es in Sachsen etwa 150 000 Pflegebedürftige; 2030 wird mit 191 000 gerechnet. Etwa 60 000 Menschen sind in der Altenpflege tätig.
Nach Darstellung von Klepsch bildet Sachsen weiter über den Bedarf hinaus aus. „In punkto Ausbildung sind wir auf dem richtigen Weg. Es geht aber auch um eine gute Bezahlung und eine bessere Wertschätzung für den Pflegeberuf.“ Dessen Attraktivität müsse dringend verbessert werden. Sachsen zahle seit diesem Jahr einen Ausbildungszuschuss von bis zu 85 Euro pro Monat bei der Ausbildung zur Pflegefachkraft. Wichtig sei es, das Personal dann mit guten Jobangeboten zu halten. Kassen und Anbieter müssten sich dessen bewusst sein. Andernfalls wanderten die Kräfte in andere Bundesländer oder ins Ausland ab.
Klepsch zufolge kann Sachsen bei der Anwerbung von Personal auch nicht vordergründig auf Kollegen beispielsweise aus osteuropäischen Ländern setzen. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Wir müssen auch bedenken, dass diese Pflegefachkräfte in ihren Heimatländern fehlen.“
Mangelnde Deutschkenntnisse seien ein weiteres Problem. Um Asylsuchende in der Pflege einzusetzen, müssten sie zunächst Deutsch lernen. Ohnedies gebe es in Europa einen Wettbewerb um gutes Pflegepersonal. Viele Fachkräfte würden eine Arbeit in Skandinavien, Großbritannien oder der Schweiz anstreben. Sachsen befürworte auch deshalb die geplante generalistische Ausbildung im Pflegebereich, weil sie den Beruf zukunftsfest mache.