Pflegekurse erleichtern die Versorgung der Lieben

Berlin (dpa/tmn) - Im Alter werden oft Augen und Ohren schlechter, die Muskulatur schwächer und die Vergesslichkeit kann zunehmen. Irgendwann brauchen die Betroffenen Unterstützung. Diese kommt meist von Angehörigen, auch wenn die Grenze von der Hilfs- zur Pflegebedürftigkeit überschritten ist.

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Eine Erhebung des statistischen Bundesamtes von 2013 zeigt, dass knapp zwei Drittel der deutschen Pflegefälle zu Hause betreut werden. Der Vorteil: Die Betreuten können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Für die Angehörigen kann das aber zur Belastungsprobe werden. „Damit das nicht passiert, sollten frühzeitig Infos zum Thema Pflege eingeholt und ein Pflegekurs absolviert werden“, rät Gundula Kozariszczuk vom DRK PflegeService Müggelspree in Berlin.

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Hilfs- und Pflegebedürftigkeit entwickeln sich schleichend, wenn sie nicht gerade etwa aus einem Unfall resultieren. „Es fängt oft damit an, dass die Betroffenen Unterstützung bei Aufgaben wie Einkaufen, Kochen oder Putzen oder bei organisatorischen Dingen wie Behördengängen benötigen“, sagt Kozariszczuk. Dann beginnen ihnen grundlegendere Dinge wie Körperpflege oder An- und Ausziehen schwerzufallen und schließlich sind manche komplett auf die Hilfe anderer angewiesen, weil sie etwa bettlägerig werden. „Am besten wäre es, gleich aktiv zu werden, wenn sich die ersten Anzeichen dafür zeigen, dass jemand ein Pflegefall werden könnte“, sagt sie.

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Tatsächlich kommt den meisten pflegenden Angehörigen die Idee, einen Pflegekurs zu besuchen, laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung jedoch erst, wenn die Situation schon akut ist. Und ein Großteil pflegt, ohne sich jemals dahingehend fortzubilden. „Das liegt fraglos nicht zuletzt daran, dass es gar nicht allen bekannt ist, dass es Pflegekurse für Angehörige gibt und dass bestehende Angebote häufig nicht ausreichend beworben werden“, sagt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege. Manche glauben auch, genug Know-How zu haben. Andere fürchten, dass die Lehrgänge aufwendig oder teuer sind.

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„Fakt ist, dass wer pflegt ohne jegliches pflegerisches Fachwissen zu haben, Gefahr läuft, Fehler zu machen und damit der Gesundheit des Pflegebedürftigen oder auch seiner eigenen zu schaden“, warnt Thomas Meißner, Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerates. Zu den möglichen Folgen gehören Wundliegen, Thrombosen oder Mangelernährung beim Gepflegten und Rückenprobleme beim Pflegenden. „Wer einen Pflegekurs macht, lernt sie zu vermeiden“.

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In einem Basiskurs für pflegende Angehörige lernen sie Pflegetechniken, wie Waschen, Essen reichen, Lagerung, Stützen und Heben, sowie Hilfe beim Toilettengang. „Darüber hinaus lernen die Teilnehmer unter anderem, Krankheitszeichen zu erkennen und Verletzungen vorzubeugen und erfahren Grundsätzliches zum Umgang mit psychischen Alterserscheinungen, wie Demenz, und zur sachgerechten Medikamentenvergabe“, schildert Kozariszczuk. Außerdem kommen sie mit anderen Pflegenden in Kontakt und können Erfahrungen austauschen. Sie bekommen Unterstützung bei psychischer oder physischer Überlastung. Und sie werden über Wohnraumgestaltung, Pflege- und Hilfsmittel oder Reha-Maßnahmen, sowie zu deren Finanzierung beraten. Bei Bedarf kann man auch Spezialkurse zu Themen wie Schlaganfall besuchen.

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Entgegen angesprochener Befürchtungen ist es nicht so, dass die Kurse viel Zeit oder Geld kosten, sagt Suhr: „Die meisten Kurse umfassen zirka acht bis zwölf Unterrichtseinheiten zum Beispiel à 90 Minuten, die über mehrere Wochen hinweg besucht werden könnten. Zudem werden auch aufeinander aufbauend oder tageweise Seminare angeboten.“

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Pflegende Angehörigen müssen die Kurse nicht selbst finanzieren. „Da laut Sozialgesetzbuch der Anspruch auf unentgeltliche Schulungskurse besteht, werden die Teilnahmegebühren von den Pflegekassen, beziehungsweise von den privaten Pflegeversicherungen übernommen“, erklärt Suhr.

Durchgeführt werden die Pflegekurse von den genannten Pflegeträgern selbst oder durch Institutionen wie Wohlfahrtsverbände, ambulante Pflegedienste, Krankenhäuser oder kirchliche Hilfswerke. Wer nach Angeboten in seiner Nähe sucht, kann seinen Pflegeträger um Daten bitten. Zusätzlich lohnt es, auch weitere Quellen zu nutzen. Etwa den Hausarzt oder Mitarbeiter lokaler Pflegestützpunkte anzusprechen und das Internet zu durchsuchen, rät Meißner.