Scheidung später als vor 20 Jahren - Jede dritte Ehe scheitert

Wiesbaden (dpa) - Meist reicht die Frau die Scheidung ein. Damit wartet sie häufig bis die Kinder aus dem Haus sind. Geschiedene Ehen dauern im Schnitt fast drei Jahre länger als vor zwei Jahrzehnten.

Mehr als jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden - allerdings deutlich später als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 2012 nahm die Zahl der Scheidungen im Vergleich zu 2011 um fast fünf Prozent ab. Ehepaare, die 2012 vor den Scheidungsrichter traten, waren im Durchschnitt 14 Jahre und 7 Monate verheiratet, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag (30. Juli) mitteilte. 20 Jahre zuvor dauerte eine geschiedene Ehe im Schnitt 11,5 Jahre.

„Das heißt auch, dass immer mehr langjährige Ehen geschieden werden“, sagt der Soziologe Harald Rost vom Staatsinstitut für Familienforschung der Universität Bamberg. Viele Frauen ließen sich scheiden, wenn die Kinder aus dem Haus seien. Und viele Kinder ziehen später bei den Eltern aus als früher oder sind später finanziell selbstständig.

Insgesamt landeten im vergangenen Jahr 179 100 Ehen vor dem Scheidungsrichter. Das waren nach der Statistik 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Fast die Hälfte der Paare hatte Kinder unter 18 Jahren. Das waren etwa 143 000 Jungen und Mädchen, 3,5 Prozent weniger 2011.

Die meisten Ehepartner (147 900 Paare) lebten bei ihrer Scheidung bereits ein Jahr getrennt. Bei 2300 Scheidungen waren die Eheleute noch kein Jahr zusammen. Rund 27 700 Ehen wurden nach drei Jahren Trennung amtlich beendet. In den übrigen knapp 1300 Fällen erfolgte die Scheidung aufgrund anderer Regelungen, beispielsweise nach ausländischem Recht.

Frauen stellen häufiger den Scheidungsantrag als Männer. 2012 war das in 53 Prozent der Fälle so. Vom Mann ging die Initiative in 40 Prozent der Scheidungen aus. In den übrigen Fällen stellten die Ehegatten den Antrag gemeinsam.