So helfen Eltern ihrem Kind bei Cybermobbing
Ludwigshafen (dpa/tmn) - Hänseln, Hetzen, Drohen: Jeder dritte Jugendliche in Deutschland ist Opfer von Mobbing-Attacken im Internet oder per Handy geworden. Eltern sollten ihre Kinder daher im Blick behalten und gegebenenfalls nachhaken.
Viele Jugendliche surfen und simsen für ihr Leben gern - ändert sich das plötzlich, sollten Eltern hellhörig werden. Denn es kann ein Zeichen für Cybermobbing sein, wenn die Laune des Kindes jedes Mal im Keller ist, nachdem es online war oder eine SMS bekam. Das sagte Steffi Rack von der EU-Initiative Klicksafe in Ludwigshafen. „Eltern sollten heute die Mobbingbrille aufsetzen.“ Denn die Zahlen sind alarmierend: Fast jeder dritte Schüler zwischen 14 und 20 Jahren (32 Prozent) war schon einmal Opfer von Cybermobbing. Das ergab eine am Mittwoch (8. Juni) vorgestellte Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse.
Ein Warnsignal sei zum einen, wenn das Kind nach dem Surfen im Netz oder dem Lesen von SMS verängstigt wirkt und sich in sein Zimmer zurückzieht. Aber auch körperliche Symptome wie Übelkeit, Schlafprobleme oder Kopfschmerzen seien mögliche Anzeichen für Cybermobbing, erklärte Rack. Dann sei der erste Schritt die Aussprache mit dem Kind. Eltern könnten etwa sagen: „Dir geht es nicht gut, woran liegt denn das?“, empfahl die Medienpädagogin. Sie sollten ihrem Kind dabei in erster Linie signalisieren, dass sie auf seiner Seite stehen, und dann gemeinsam nach Lösungen suchen.
Manchmal helfen schon technische Kniffe: Mobbt der Täter zum Beispiel über ein soziales Netzwerk wie Facebook oder StudiVZ, sollte das Opfer ihn aus der Freundesliste löschen. Gemeine Videos oder Bilder lassen sich mit Hilfe des „Melde-Buttons“ beim Betreiber der Webseite anzeigen. Der löscht sie dann in der Regel. „Wichtig ist auch, dem Kind zu sagen, dass es nicht Schuld an der Situation ist, und es zu stärken“, riet Rack. Morddrohungen oder körperliche Übergriffe seien ein Fall für die Polizei.
Auf keinen Fall sollten Betroffene gleich die Flucht antreten: Eine neue Handynummer zu beantragen oder das eigene Internet-Profil zu löschen, löse das Problem nicht wirklich. Das Opfer zieht sich dadurch nur immer mehr zurück. Vorher sollte man zum Beispiel versuchen, in einem sozialen Netzwerk das Internet-Profil des Mobbers vom Anbieter sperren zu lassen.
So weit muss es aber gar nicht kommen: Vorbeugen kann schon die sorgfältige Auswahl der sogenannten Freunde im Online-Netzwerk. „Manchmal added man unbekannte Leute, und da können dann auch solche dabei sein, die einem nichts Gutes wollen“, warnte Rack. Auch veröffentlichte Party-Fotos oder Bikini-Bilder aus dem Urlaub bieten eine Angriffsfläche, die leicht vermeidbar ist.