Überall lauern Gefahren fürs Kind

Putzmittel und Medikamente müssen sicher verstaut werden, um Vergiftungen zu verhindern.

<strong>Düsseldorf. Kinder sind oft übermütig, verspielt und vor allem neugierig. Wenn es in der Küche zischt und dampft, wird es für sie erst richtig spannend. Bunte Flaschen und halbvolle Gläser üben einen besonderen Reiz auf die Kleinen aus. Ein unbeobachteter Moment und schon ist die unbekannte Flüssigkeit geschluckt. Jährlich werden mehr als 1100 Kinder mit Verdacht auf Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Die Hälfte davon ist noch keine fünf Jahre alt. Bei der Giftnotrufzentrale gingen 2005 rund 28 000 Anrufe ein.

Besonders gefährlich sind Haushaltschemikalien, aber auch Medikamente, manche Pflanzen und sogar einige Kosmetika können zu Vergiftungen führen. Lampenöle sind bunt und faszinierend für Kinder, aber schon ein Schluck davon kann lebensgefährlich sein. Viele gefährliche Chemikalien werden außerdem freizugänglich in Kellern und Garagen aufbewahrt. "Kinder nehmen alles das, wo sie leicht rankommen", sagt Carola Seidel von der Giftnotrufzentrale NRW.

Insbesondere Kleinkinder nippen gerne an offen herumstehenden Tassen oder Flaschen - mit fatalen Folgen. Ein Beispiel: Ein Handwerker aus Köln hatte Kalilauge-haltigen Abflussreiniger in eine Tasse umgefüllt und unbeaufsichtigt stehen lassen. Ein zweijähriges Kind nippte an der Tasse. Der Junge erlitt schwere Verätzungen in Speiseröhre und Magen, er musste im Krankenhaus behandelt werden.

"Vor allem Abflussreiniger werden durch einen unsachgemäßen Umgang zu einer Gefahrenquelle im Haushalt", sagt Andreas Hensel, Präsident vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Ganz gleich, ob es sich um Haushaltsreiniger, Heimwerkerprodukte, Holz- oder Pflanzenschutzmittel handele: Sobald es zu Vergiftungen durch Chemikalien kommt, sind die Ärzte verpflichtet, den Vorfall beim BfR zu melden.

Am gefährlichsten sind ätzende Substanzen, die in Backrohr-, Grill- und Abflussreinigern enthalten sind. Industriechemikalien haben eine andere Zusammensetzung als Haushaltsprodukte, sind daher schädlicher und sollten in einem Haushalt gar nicht zu finden sein. "Die Unsitte, Chemikalien in Getränkeflaschen aufzubewahren, fordert Kinder geradezu heraus, von der vermeintlichen Limonade zu kosten", sagt Seidel.

Auch viele Medikamente locken Kinder an. Denn für sie sehen bunte Pillen wie Bonbons aus. "Medikamente gehören in eine abschließbare Hausapotheke", sagt Seidel. "Wenn diese allerdings ohne Verpackung und Gebrauchsinformation aufbewahrt werden, wird eine rasche und gezielte Behandlung erschwert." Selbst harmlos wirkende Kosmetika wie Parfums, Nagellacke und Cremes können Kindern gefährlich werden.

Was kann ich tun, wenn mein Kind eine giftige Flüssigkeit geschluckt hat? "Am besten sofort die Giftnotrufzentrale anrufen", sagt Carola Seidel. "Denn je früher eine Vergiftung behandelt wird, desto schneller geht es dem kleinen Patienten wieder besser."