Unsicher nach Unfall: Ältere sollten Fahrtauglichkeit prüfen lassen
München (dpa/tmn) - Viele wollen im Alter nicht aufs Auto verzichten. Zweifel kommen erst auf, wenn es gekracht hat. Um sich wieder sicher hinter dem Steuer zu fühlen, sollten Senioren spezielle Fahrtrainings nutzen.
Ältere Autofahrer sollten ihre Fahrtauglichkeit nach einem Unfall von Experten einschätzen lassen. Denn gerade Senioren würden in dieser Situation sehr kritisch mit sich ins Gericht gehen: Sie zweifelten nach einem Unfall stärker an ihrer Fahrtauglichkeit als etwa junge Autofahrer, erläutert Ulrich Chiellino, Verkehrspsychologe beim ADAC. Zusammen mit einem Fahrlehrer könnten die Senioren zum Beispiel ihr Fahrvermögen testen oder sogar noch einmal Fahrstunden nehmen. Dabei zeige sich schnell, wie sicher die Älteren noch hinter dem Steuer sind.
Inzwischen hätten sich viele Fahrschulen auf ältere Fahrer oder Wiedereinsteiger spezialisiert, sagt Ralf Buchstaller, Verkehrspsychologe beim TÜV Nord. Auch eine Art „begleitetes Fahren“ sei eine Möglichkeit. „Man könnte sagen: 'Ich fahre noch einmal mit Sohn oder Tochter und schaue mal, was die mir an Tipps geben können oder wie die mein Fahren einschätzen'“, sagt Buchstaller.
Sich von einem Familienmitglied anhören zu müssen, dass man nicht mehr hinter das Steuer gehöre, sei aber nicht einfach. „Da ist der Streit programmiert.“ Senioren falle es deshalb leichter, einen Rat von außen anzunehmen. In Begutachtungsstellen für die Fahreignung könne ein Fahrer zum Beispiel seine Reaktionsfähigkeit oder Konzentration testen.
Ein Arzt könne zudem klären, ob sich Medikamente auf die Fahrtüchtigkeit auswirkten, sagt Chiellino. „Unabhängig davon, ob man einen Unfall hatte oder nicht, sollten sich Senioren natürlich im Klaren sein: Welche Risiken bringe ich denn mit in den Verkehr und ist das noch vertretbar?“
Eine weitere Möglichkeit sei ein Fahrsicherheitstraining für Ältere. „Auch da würde ich ja merken, im Vergleich zu den anderen, wie schneide ich denn ab?“ Bei jüngeren Unfallfahrern sei es üblich, dass sie Fahrpraxis sammeln und Situationen üben, in denen sie sich unsicher fühlen. Davon könnten Ältere ebenso profitieren.
Viele Senioren passten ihr Verhalten mit der Zeit ihren veränderten Fähigkeiten an, erläutert Chiellino. „Im Straßenverkehr gelingt das zum Beispiel sehr gut mit einem größeren Abstandsverhalten, mit dem Wählen von verkehrsarmen Zeiten und mit dem Vermeiden von Fahrten bei Dunkelheit und Dämmerung.“
Nur eine kleine Gruppe schätze ihre Fahrleistung falsch ein. „Die negieren ihre Defizite konsequent: 'Ich sehe doch gar nicht schlechter, ich höre doch gar nicht schlechter, ich bin doch gar nicht langsamer'.“ Diese Fahrer ändern laut Chiellino nichts an ihrem Verhalten und unterschätzen die Risiken - und sind auch nur schwer zur Einsicht zu bewegen.