Unterstützer gewinnen: So lassen sich Jugendclubs retten

Leipzig (dpa/tmn) - Ob in Köln, Leipzig oder Stralsund: Vielerorts müssen Jugendzentren wegen knapper Kassen schließen. Doch mit Beharrlichkeit lässt sich manchmal das Schlimmste abwenden. Dabei zählen persönlicher Einsatz mindestens so viel wie Facebook und Twitter.

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Dass die „Villa“ einigermaßen entspannt in die Sommerferien gehen konnte, ist alles andere als selbstverständlich. Das Jugendzentrum im Herzen Leipzigs sollte wichtige Angebote wie die beliebte Medienwerkstatt eindampfen, forderte das Jugendamt. Es kam nicht so, gut 7000 Menschen hatten über den Winter eine Petition gegen die Kürzungen im Kinder- und Jugendbereich unterschrieben.

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Neben dem persönlichen Werben um Unterstützer habe es sich auch ausgezahlt, kontinuierlich mit der Politik zusammenzuarbeiten und keine Berührungsängste zu haben, sagt Oliver Reinen, Geschäftsführer der „Villa“. Auch über Facebook konnten er und sein Team viele Unterstützer mobilisieren.

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Als das Weinmeisterhaus, ein kulturelles Bildungszentrum für Jugendliche in Berlin-Mitte, vor rund fünf Jahren auf der Kippe stand und der Bezirk die Schließung eigentlich schon beschlossen hatte, spielte vor allem ein Kriterium eine Rolle: Der Bezirk brauchte Geld und wollte das Gebäude verkaufen. Dass das nicht passierte, ist Protestbriefen von Jugendlichen, Eltern und Erziehern zu verdanken, einer Demonstration sowie dem beharrliche Einsatz der Betreuer. „Wir waren wie besessen davon, das Weinmeisterhaus zu retten“, sagt die Leiterin Sybilla Fabian rückblickend.

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Unter anderem hatte der damals 17-jährige Neil Belakhdar einen offenen Brief an die Politiker geschrieben. Schon als Siebenjähriger war er ins Weinmeisterhaus gekommen, auch seine Geschwister waren oft dort.

Die Berliner Kommunalpolitiker änderten nach fast einem Jahr der Auseinandersetzung ihre Meinung und beschlossen, das Jugendhaus zu erhalten. Eine Konsequenz: Die Jugendlichen werden stärker eingebunden. Ältere sollen künftig eigene Projekte entwickeln und leiten.

In der Ballettstunde von Gudrun Iwen im Tanzsaal des Weinmeisterhauses übt inzwischen die nächste Generation. Maya Cho und die anderen Mädchen kommen regelmäßig. Dass ihr das Tanzen großen Spaß macht, ist für Maya aber nur ein Grund. Würde das Weinmeisterhaus geschlossen, würden ihr nicht nur der Tanz fehlen, sondern auch ihre Freundinnen und die enge Betreuung durch ihre Lehrerin Gudrun Iwen.

Die setzt ganz bewusst nicht auf befristete Projekte, sondern auf langfristig angelegtes Üben und auf ein Training, bei dem man sich manches Mal auch durchbeißen muss.

In Hannover setzt man im Vorfeld genau auf das, was auch dem Weinmeisterhaus geholfen hat. Durch einen regelmäßigen Austausch sollen Kooperationen gefördert und Dopplungen vermieden werden, sagt Petra de Buhr, die dem Jugendhilfeausschuss des Rates Hannover vorsitzt. „Machen zwei nahe beieinander liegende Einrichtungen dasselbe, ist das nicht sinnvoll.“

Die kampferprobte Leiterin des Berlin Weinmeisterhauses Sybilla Fabian hat denn auch wie aus der Pistole geschossen zwei klare Empfehlungen für Jugendeinrichtungen, denen die Schließung droht: „Ehrlich sein und sich nicht verzetteln!“ Also lieber weniger Angebote richtig gut machen, statt einen Gemischtwarenladen aufzubauen, und harte Fakten wie die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die das Haus regelmäßig besuchen, nicht aufzubauschen.