Urlaub mit den Eltern: Ausschlafen ja, durchfeiern nein

Fürth (dpa/tmn) - Das dritte Museum und die zehnte Kirche besichtigen: Damit der Urlaub mit den Eltern nicht zäh wird, sollten Jugendliche sie für ein paar eigene Programmpunkte gewinnen. Wer geschickt verhandelt, kann auch beim Feiern und Ausschlafen einiges rausholen.

Ausschlafen, schwimmen gehen, mit Freunden im Internet chatten: Die Ferien sind eine perfekte Zeit, sich auszuruhen und einfach mal das zu machen, worauf man Lust hat. Doch ganz so einfach ist es meist nicht. Gerade im Urlaub mit den Eltern können Jugendliche nicht immer machen was sie wollen, denn auch die Eltern haben ihre Vorstellungen vom perfekten Urlaub. Mit Absprachen und ein paar Kompromissen kann man die Reise mit seinen Eltern allerdings überleben - und sogar Spaß dabei haben.

„Es ist sinnvoll, sich vor dem Urlaub zusammenzusetzen, damit jeder seine Vorstellungen und Wünsche äußern kann“, sagt Andreas Engel, Erziehungsberater und stellvertretender Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) in Fürth. Jugendliche könnten ihre Eltern zum Beispiel fragen: „Wollen wir uns nicht mal absprechen, wie wir uns alle den Urlaub vorstellen?“ Bei einem solchen Gespräch könne dann jeder, der mitfahre, sagen, was er gerne machen würde. Am Pool liegen, Ausflüge in die Umgebung machen, den Sonnenaufgang vom Berg bestaunen, abends in eine Disco gehen, alleine sein: Innerhalb einer Familie können die Wünsche sehr verschieden sein.

„Dafür ist es gut, sich vorher zu überlegen, was man selber machen möchte“, sagt Engel. Jugendliche könnten sich vielleicht im Reiseführer oder im Internet informieren, was am Ferienort alles möglich ist. „Dann könnte man Ausflüge oder Aktivitäten vorschlagen, die einen selbst - und die anderen vielleicht auch - interessieren.“

Häufig wollen sich Eltern gerne ein paar Museen oder Kirchen anschauen, während die Jugendlichen darauf gar keine Lust haben. Wie viel Kultur muss also im Urlaub sein? „Bei diesem Thema ist es ebenfalls sinnvoll, das mit den Eltern schon im Vorfeld gemeinsam zu planen“, erklärt Jutta Stiehler, Leiterin des Dr.-Sommer-Teams der Zeitschrift „Bravo“ in München. Wichtig sei, dass Jugendliche sich bereiterklären, bestimmte Exkursionen oder Besichtigungen mitzumachen. „Denn nur alles ablehnen wird nicht funktionieren. Und vieles ist ja auch wirklich interessant.“ Eigene Vorschläge zu machen, komme ebenfalls gut an. „So können Jugendliche Einfluss nehmen, und die Familie sieht sich das an, was auch die Tochter oder den Sohn interessiert.“

Möglich ist außerdem, nicht alles zusammen zu machen. „Andere, weniger interessante Exkursionen unternehmen die Eltern vielleicht auch allein“, sagt Stiehler. Immerhin kann es schön sein, mal etwas Zeit für sich zu haben, für Eltern wie für die Jugendlichen. Das kann einem auch beim Verhandeln um andere Freiräume helfen - zum Beispiel, wenn man morgens lieber ausschlafen als um Punkt 9.00 Uhr am Frühstückstisch sitzen möchte.

„Eltern freuen sich auch über Stunden, in denen sie unter sich sein können“, sagt Stiehler. Das könnten Jugendliche nutzen, zum Beispiel so: „Mama, Papa, gern ess' ich mit euch zusammen zu Abend. Aber ihr wisst, dass ich es liebe, lange auszuschlafen. Und für euch ist das doch auch schön, denn dann könnt ihr ungestört in aller Ruhe frühstücken!“

Andere Dinge sollten ebenfalls möglichst vorher geregelt werden. Wie der Besuch in der Stranddisco. „Regeln wird es allerdings auch im Urlaub geben. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, beispielsweise etwas spätere Ausgehzeiten auszuhandeln“, sagt Holger Simonszent, Jugendpsychologe in München. Disco ja - bis nachts um 3.00 Uhr wegbleiben nein, so könnte der Kompromiss lauten. „Im Urlaub sind Eltern meist entspannter“, sagt Simonszent. „Doch sie müssen auch im Ausland ihre Aufsichtspflicht erfüllen. Alles erlauben geht also nicht.“

Streit könnte es auch geben, wenn Jugendliche im Urlaub die Finger nicht von Facebook oder anderen Internetseiten lassen können. „Jugendliche können ihren Eltern vorschlagen, die Zeit auf Facebook auf eine bestimmte Zeit - zum Beispiel eine halbe Stunde am Tag - zu begrenzen.“ Allerdings sollte man die Gebühren checken, denn das könnte im Ausland sehr teuer werden. „Und wenn die Eltern absolut dagegen sind: Es gibt in den meisten Urlaubsorten Internet-Cafés. Einen Besuch dort genehmigen Eltern sicher hin und wieder.“