Abrufkredit statt Dispo: So zahlen Sie 5 statt 14 Prozent Zinsen
Düsseldorf. Ist der Dispokredit am Anschlag, haben es Bankkunden schwer, ihre Schuldenlast zu senken. Viele Kreditinstitute lehnen die Umschuldung in zinsgünstige Ratenkredite ab. Die Alternative heißt Abrufkredit.
Eine Befragung der Verbraucherzentralen bei Schuldnerberatungsstellen zeigt, dass hoch verschuldete Bankkunden kaum eine Chance haben, von einem teuren Dispokredit in einen günstigeren Ratenkredit zu wechseln. Die Berater gaben an, dass im Schnitt 70 Prozent solcher Wechselwünsche abgelehnt oder gar nicht erst beantwortet werden. Besonders schlimm: Gelingt eine Umschuldung doch, stehen drei von vier Verbrauchern am Ende finanziell schlechter da.
Eigentlich sollen Dispokredite helfen, kleinere finanzielle Engpässe zu überbrücken. Doch die Befragung der Verbraucherzentralen zeigt, dass über 90 Prozent der Ratsuchenden in den Schuldnerberatungsstellen ihr Girokonto länger als zwölf Monate überziehen. Vier von zehn Betroffenen sind mit 3.000 Euro und mehr im Minus. Dies belastet die Haushalte mit durchschnittlich 360 Euro im Jahr, legt man den durchschnittlichen Dispo-Zinssatz zugrunde. Dieser liegt laut Biallo-Index für Dispokredite aktuell bei knapp zwölf Prozent. Einige Anbieter berechnen bis zu 14 Prozent Überziehungszinsen — unverständlich, angesichts des Euro-Leitzinses von 1,5 Prozent.
„Der Zins-Wucher muss ein Ende haben“, fordert deshalb Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV). Der Verbraucherschützer schlägt vor, die Zinssätze für Dispokredite zu deckeln. Überschuldete Verbraucher können zwar theoretisch in einen günstigeren Ratenkredit wechseln, doch viele Banken versuchen ihre Kunden davon abzuhalten — so das Ergebnis der Befragung. Die Schuldnerberater gaben an, dass die Kreditinstitute im Schnitt in sieben von zehn Fällen auf die Umschuldungswünsche ihrer Kunden gar nicht reagieren oder den Wechsel ablehnen.
Als Begründung führen die Banken häufig ein zu niedriges Einkommen oder fehlende Kreditwürdigkeit ins Feld. „Das sind jedoch Ablenkungsmanöver, denn der Dispokredit wurde ja schließlich auch eingeräumt“, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbrauchzentrale Sachsen. Die Finanzexpertin vermutet eher ein Eigeninteresse der Bank, denn am Dispokredit werde doppelt so viel verdient wie am Ratenkredit.
Ein weiteres Ergebnis: Gelingt der Wechsel in einen Ratenkredit, stehen viele Verbraucher finanziell schlechter da als vorher. Grund: Die Geldhäuser verkaufen den Kunden bei der Umschuldung teure Restschuldversicherungen, die die Kreditkosten aufblähen. So seien vor allem die Banken zu einer Umschuldung bereit, die für den extensiven Verkauf von Restschuldversicherungen bekannt sind.
Der VZBV fordert daher eine gesetzliche Pflicht für Banken, Kunden die Umschuldung in einen zinsgünstigen Ratenkredit anzubieten, wenn sie ihren Dispokredit länger als zwölf Monate voll ausschöpfen. Damit dürften dann aber keine Zusatzverträge verknüpft sein. Zudem müsse die Pflicht zu einer bedarfsgerechten Kreditberatung gesetzlich verankert werden. „Die Bank sollte ihre Kreditberatung dokumentieren müssen und für Schäden aus einer nicht bedarfsgerechten Beratung haften“, so Billen.
Bankkunden können einer möglichen Überschuldung frühzeitig begegnen. Möglich ist dies zum Beispiel mit einem sogenannten Abruf- oder Rahmenkredit. Dabei handelt es sich, ähnlich wie beim Dispokredit, um einen flexiblen Darlehensrahmen — allerdings oft zum halben Preis. So berechnet die Volkswagen Bank für Rahmendarlehen bis 5000 Euro derzeit nur 4,99 Prozent Zinsen, die Allgemeine Beamtenkasse fordert für den gleichen Kreditbetrag 6,25 Prozent Darlehenszins.
Günstig, aber mit wesentlich höheren Kreditrahmen ausgestattet, sind auch die Abrufkredite von der PSD Bank Hannover (6,71 Prozent) und ING-Diba (6,95 Prozent). Rahmenkredite lassen sich in der Regel unabhängig vom Vorhandensein eines Girokontos eröffnen. Dadurch können sich Verbraucher quasi einen externen Disporahmen schaffen, auf den sie an Stelle teurer Dispokredite rund um die Uhr zugreifen können.
Die Funktionsweise des Abrufkredits: Nach erfolgreicher Bonitätsprüfung räumt das Geldinstitut dem Kunden eine bestimmte Kreditlinie ein, meist zwischen 2500 und 25000 Euro. Einige wenige Banken gehen auch darüber hinaus, etwa die Oyak Anker Bank mit bis zu 50000 Euro oder die BB Bank, deren Kreditlinie bis zum Zehnfachen des aktuellen Gehalts reicht. Bei Bedarf kann man das Darlehen in beliebiger Höhe in Anspruch nehmen, maximal jedoch bis zur vereinbarten Kreditlinie. Ganz gleich, ob man 200, 2000 oder 20000 Euro benötigt — die Bank überweist das Geld auf das vereinbarte Referenzkonto — und schon kann der Kunde frei über das Geld verfügen. Die Bereitstellung der Kreditlinie ist kostenlos, Zinsen fallen nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag an.
Abrufkredite sind sehr flexibel: Kreditnehmer können jederzeit auf ihren Kreditrahmen zugreifen, ein neuer Antrag oder eine erneute Bonitätsprüfung wie beim Ratenkredit sind nicht erforderlich. Bei den meisten Banken ist die Tilgung frei wählbar. Wer im Augenblick kein Geld hat, zahlt nur die Zinsen oder eine geringe Mindesttilgung von 25 oder 50 Euro monatlich für den beanspruchten Kreditrahmen. Wer sich für eine regelmäßige monatliche Tilgung entscheidet, der kann die Höhe der Rückzahlung frei wählen. Die meisten Institute fordern allerdings eine Mindesttilgung von zwei Prozent.
Die Verbraucherzentralen warnen allerdings davor, den Abrufkredit zusätzlich zum Dispo in Anspruch zu nehmen, denn beide Darlehen laufen ohne oder nur mit eingeschränktem Tilgungsplan. Wer sein Girokonto regelmäßig bis zum Anschlag überzieht und zeitgleich Geld beim Rahmenkredit borgt, der läuft Gefahr, in die Schuldenfalle zu geraten. Das gilt besonders dann, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt und die variablen Zinssätze von Dispo- und Abrufkredit ebenfalls aufwärts klettern.
Eine empfehlenswerte, weil kostengünstige Strategie ist, nur den zinsgünstigeren Abrufkredit zu nutzen und auf teure Überziehungszinsen des Girokontos zu verzichten. Ist das Girokonto bereits überzogen, lohnt es, die Tilgung zu automatisieren, in dem man per Dauerauftrag jeden Monat zumindest einen kleinen Betrag auf das Girokonto überweist. Damit sorgt man für eine stete Verringerung des Schuldenstandes.
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