Autokredite: Bankdarlehen kann billiger sein als eine Händlerfinanzierung
Autokredite bei Banken erreichen neue Tiefstände. Die Minizinsen machen Finanzierungen vom Autohändler praktisch überflüssig.
Düsseldorf. Händlerfinanzierung oder Bankkredit? Beim Autokauf auf Pump haben Autokäufer zwei Optionen. Auf den ersten Blick scheint die Finanzierung über ein Autohaus hochattraktiv, denn Händlerdarlehen liegen teilweise deutlich unter 2 Prozent oder bieten gar eine Null-Prozent-Finanzierung an. Doch Barzahler, die sich das Geld bei der Bank leihen, kommen unter dem Strich häufig trotzdem deutlich günstiger weg. Der Grund: Bei Finanzierung über den Händler fällt meist der Rabatt unter den Tisch.
Grundsätzlich gilt: Motorfans profitieren von einem ausgesprochen guten Zinsumfeld. Der Biallo-Index für Autokredite erreichte diese Woche den tiefsten Stand seit Indexstart vor vier Jahren. Mit 6,63 Prozent Durchschnittszins für 36-monatige Darlehen liegt der Durchschnittswert heute 1,2 Prozentpunkte tiefer als damals. Und die Abwärtsspirale scheint noch nicht gestoppt. So verringerte jetzt die Postbank die Konditionen ihrer PKW-Kredite um 0,3 bis 0,8 Prozentpunkte. Laufz! eiten zwischen 24 und 84 Monaten kosten damit nur noch 5,49 Prozent Effektivzins. Allerdings müssen Kreditnehmer eine Bearbeitungsgebühr von drei Prozent entrichten. Günstiger geht’s mit der Sparda Bank Nürnberg. Sie senkte den Darlehenszins für ihren Auto-Sofortkredit mit 36 Monaten Laufzeit kürzlich um 0,32 Punkte auf 4,33 Prozent Effektivzins. Auch die PSD Bank Hannover nahm ihre Konditionen zurück: Bei dem über 72 Monate laufenden Mobilkredit fielen die Zinsen um 0,69 Prozentpunkte auf aktuell 4,85 Prozent Darlehenszins.
Viele Autohändler versuchen den niedrigen Bankzinsen mit zusätzlichen Zinsrabatten entgegenzutreten. Dabei erhalten Käufer deutlich unter dem Marktzins liegende Kreditangebote, mit denen sie angeblich viel sparen können. Nicht selten betragen die Kreditzinsen nur 1,90 oder 2,90 Prozent, in Ausnahmefällen winkt sogar eine Null-Prozent-Finanzierung. Doch Niedrigzinsen haben einen Nachteil: Da das Geld in der Regel vom Hersteller subventioniert und über die hauseigene Autobank bereitgestellt wird, ist zusätzliches, finanzielles Entgegenkommen kaum mehr möglich. Rabatte auf den Listenpreis oder kostenlose Extras im Wagen lehnen Händler meist ab. Nicht selten zahlen Käufer bei der Händlerfinanzierung den vollen Listenpreis.
Unterm Strich ist die Händlerfinanzierung meist teurer als ein Bankdarlehen. Zwar kostet das Darlehen am Bankschalter in der Regel mehr als der Kredit vom Autohaus, dafür tritt der Kunde aber als Barzahler auf. Legt er den Kaufpreis in einem Stück auf den Tisch, zeigen sich Händler meist sehr erfreut, denn sie müssen nicht jahrelang warten, bis der Käufer den Wagen komplett abgestottert hat. Den Liquiditätsvorteil honorieren Autoverkäufer mit signifikanten Rabatten. Nachlässe von zwölf bis 15 Prozent sind keine Seltenheit, unter Umständen auch mehr. Damit kann der Bankkredit die Gesamtfinanzierung preiswerter machen als der Schnäppchen-Kredit vom Händler oder Hersteller.
Wie sich die Barzahlung rechnet, zeigt folgendes Beispiel:
Händlerfinanzierung: Der Listenpreis des Wagens beträgt 20.700 Euro. Der Kunde zahlt mit 6.210 Euro knapp ein Drittel des Kaufpreises an, die restlichen 14.490 Euro finanziert er über ein Händlerdarlehen zu 1,90 Prozent Zinsen. Aufgrund der Vorzugszinsen gewährt der Autohändler keinen Preisnachlass. Die monatliche Darlehensrate beläuft sich auf 313,73 Euro. Bei 48 Monaten Laufzeit summieren sich die Kreditkosten auf 15.059 Euro.
Bankfinanzierung: Der Bankkredit ermöglicht Barzahlung, als Gegenleistung gewährt der Händler zwölf Prozent Rabatt auf den Listenpreis. Der Kaufpreis sinkt dadurch um 2.484 Euro auf 18.216 Euro. Der Kunde leistet die gleiche Anzahlung wie bei der Händlerfinanzierung, nämlich 6.210 Euro. Den verbleibenden Betrag von 12.006 Euro finanziert er über seine Hausbank zum Effektivzins von 4,99 Prozent. Die monatliche Rate beträgt 276,44 Euro, der Gesamtaufwand sinkt auf 13.269 Euro.
Fazit: Trotz des höheren Kreditzinses erzielt der Barzahler eine Ersparnis gegenüber dem Händlerkredit von 1.790 Euro.
Finanzierungen über Autohändler bzw. Autobanken sind oftmals an Bedingungen geknüpft, die die Handlungsfreiheit des Käufers einschränken. So behalten sich die Autohäuser häufig Einschränkungen bei der Fahrzeugwahl, bei der Fahrzeugausstattung oder bei der Anzahl der möglichen Fahrkilometer vor. Manchmal lässt sich auch der Versicherungspartner nicht frei wählen. Barzahler sind hingegen sofortige Eigentümer des Fahrzeugs und können individuelle Entscheidungen treffen. Im Notfall ist auch ein schneller Wiederverkauf möglich.