Betriebsanleitungen: Vor „Übelsetzungen“ nicht immer gefeit
Wiesbaden (dpa) - Von der einfachen Kaffeemaschine bis zur technisch komplexen Einspritzpumpe im Auto: Ohne verständliche Betriebsanleitung geht nichts. Damit beschäftigen sich Experten auf einer Tagung.
Unverständliche und schlecht übersetzte Betriebsanleitungen: Für Verbraucher sind sie immer wieder ein Ärgernis. Inzwischen werden die Texte sogar mit Hilfe von Computerprogrammen übersetzt. Ohne den Menschen werde es aber auch künftig nicht gehen, sagt Michael Kern vom Frankfurter Sprachendienstleister Kern im Interview. Das Unternehmen übersetzt weltweit im industriellen Bereich in 60 Sprachen. In Wiesbaden treffen sich Experten zu einer Tagung, um die Probleme technischer Kommunikation erörtern.
Wieso sind Bedienungsanleitungen oft so schwer verständlich?
Kern: Nicht immer gibt sich jeder damit Mühe, das ist richtig. Nehmen wir mal eine Waschmaschine: Da müssen Fachausdrücke in den einzelnen Sprachen immer gleich heißen. Also für das Wort „Trommel“ bei der Waschmaschine legen wir für 27 Sprachen eine spezielle Datenbank an. Außerdem braucht es immer einen Fachübersetzer. Schließlich muss ein Dritter alles nochmals prüfen, zum Beispiel dass auch Satzstruktur und Stil stimmen.
Was macht eine gute Übersetzung aus?
Kern: Wir versuchen, eine einfache prägnante Sprache zu benutzen. Also im Deutschen keine Verschachtelung oder viele Nebensätze, und auch keine blumige Schreibweise. Natürlich ist es für uns auch wichtig, dass uns die Hersteller solche Anleitungen entsprechend anliefern. Dafür beschäftigen die großen Firmen in der Regel technische Redakteure.
Brauchen wir überhaupt noch menschliche Übersetzer? Heute ist doch auf jedem Computer ein entsprechendes Softwareprogramm installiert.
Kern: Wir selbst setzen maschinelle Übersetzungen nur auf Kundenwunsch ein. Es funktioniert auch nur, wenn anschließend jemand den Text nochmals genau liest. In einigen Produktgruppen wird der Computer bei Übersetzungen sicherlich an Einfluss gewinnen, der Mensch wird aber nicht überflüssig werden.
An skurrilen Übersetzungen wird es sicherlich auch weiterhin nicht mangeln. Nennen Sie doch mal ein Beispiel!
Kern: Für „Übelsetzungen“ gibt es immer wieder wunderbare Beispiele. Wir haben einmal eine Vorübersetzung bekommen, da wurde für den osteuropäischen Raum der Staubsaugerschlauch als „Wurst“ übersetzt. Problematischer wird es aber, wenn es um die Sicherheitshinweise geht.
Sind Sie selbst schon von Verbrauchern wegen falscher Übersetzungen verklagt worden?
Kern: Es gilt immer die Produkthaftung, das heißt der Hersteller ist verantwortlich. Im Zweifel könnte er aber den Übersetzer in Regress nehmen. Das haben wir aber noch nie erlebt.