Börsennotierte Indexfonds: Günstig anlegen

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Gewinne, Verluste, Umsatz, Prognose: Aktienanleger müssen viele Informationen verarbeiten. Wem das zu viel ist, der kann über Fonds in den Aktienmarkt einsteigen. Ein börsengehandelter Fonds, kurz ETF, bildet Aktienindizes wie etwa den Dax ab.

Traumhafte Wachstumsraten und Milliarden Umsätze - börsengehandelte Fonds sind derzeit der Renner. Zwar gibt es sie in Deutschland erst seit elf Jahren. Doch ihre Bedeutung für den Markt ist inzwischen groß. „Das Handelsvolumen beträgt 13 Milliarden Euro monatlich“, sagt Torsten Baar von der deutschen Börse. Ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht in Sicht. In diesem Jahr könnte es ein Plus von 20 Prozent geben, schätzt Baar. Auch die Anzahl dieser ETF genannten Fonds steigt ständig. Aus zwei Indexfonds im Jahr 2000 seien mittlerweile rund 800 geworden.

ETF bedeutet Exchange Traded Funds, auf Deutsch: Fonds, die an der Börse gehandelt werden. Das Besondere dabei: ETF sind Indexfonds, das heißt, sie bilden einen bestimmten Index wie etwa den DAX oder den Dow Jones nach. Inzwischen dienen aber auch Renten- oder Rohstoffindizes als Vorlage.

Der Erfolg von Indexfonds hat seine Gründe: „Der weltweite Trend zu ETF hängt vor allem mit den Kosten zusammen“, sagt Roland Aulitzky von der Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest in Berlin. „Die Verwaltungsgebühr von Indexfonds liegt unter 0,3 Prozent. Bei aktiv gemanagten Fonds liegen die Kosten fast immer zwischen 1,5 und 3 Prozent, manchmal sogar darüber.“

Die höheren Gebühren erklären sich durch die Arbeit der Fondsmanager. Sie beobachten bei aktiv gemanagten Fonds die Märkte und entscheiden, welche Aktien ge- oder verkauft werden. Ein Indexfonds hingegen wird passiv gemanagt. Er muss lediglich die Wertentwicklung des entsprechenden Index widerspiegeln. So werden zum Beispiel nur die Aktien gekauft, die auch in dem Index enthalten sind. Veränderungen müssen nur vorgenommen werden, wenn auch der Index neu zusammengesetzt wird.

Auch beim Ausgabeaufschlag spart der Anleger. Statt der üblichen drei bis fünf Prozent, wird bei ETF in der Regel keine Gebühr fällig. Der Investor zahlt höchstens einen kleinen Betrag von unter einem halben Prozent, den so genannten Spread. Das ist die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufskurs an der Börse.

Ein weiterer Vorteil von einem Indexfonds ist seine Transparenz. Steigt der deutsche Aktienindex Dax um zwei Prozent, steigt ein ETF auf den Dax ebenfalls um zwei Prozent. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Damit schneiden die ETF auch bei der Rendite gut ab, denn nur rund 20 Prozent der Fondsmanager schaffen es in der Regel den Index zu schlagen“, sagt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Doch es gibt auch Nachteile. Weil der ETF nur einen Index nachbilden kann, bewegt sich der Anleger in begrenzten Märkten. „Ein ETF kann nicht gleichzeitig in Aktien, Anleihen und Immobilien investieren, wie ein Mischfonds“, sagt Panagiotis Siskos vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Der Anleger muss sich vor dem Kauf also gut überlegen, welcher Index für seine Anlageziele der Richtige ist.

Marco Cabras rät, breit zu streuen. „Das kann der Anleger entweder über den Kauf mehrerer unterschiedlicher ETF machen oder über einen ETF, der einen breit gestreuten Index nachbildet, wie den MSCI World.“ In diesem Index sind 1660 Akten aus 24 Ländern zusammengefasst.

Trotz der Möglichkeiten und der Erfolge von ETF haben bisher hauptsächlich institutionelle Anleger Indexfonds für sich entdeckt. Von den verkauften ETF landen nur zehn Prozent in den Depots der Kleinanleger. „Der wesentliche Grund dafür ist, dass keine Vertriebsprovision gezahlt wird“, sagt Holger Handstein von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Daher besteht für die Banken kein Anreiz ETF zu verkaufen.“

Von außen ist ein ETF ein verständliches, transparentes, flexibles Investment. Die innere Konstruktion ist häufig komplizierter. Viele Fondsgesellschaften kaufen nämlich keineswegs alle Wertpapiere, die in dem betreffenden Index gelistet sind. Die Fondsmanager kaufen stattdessen andere Aktien oder Anleihen. Die tatsächlichen Wertpapiere aus dem Index hält eine andere Bank, meistens die Muttergesellschaft des Fonds. Mit ihr macht der Manager des ETF dann ein Tauschgeschäft, einen Swap.

Das sei kein Nachteil für den Käufer, sagt Aulitzky. Der Anleger müsse nur darauf achten, dass die Tauschgeschäfte abgesichert seien. Sorgen vor einem Banktrott des Fonds oder der Bank müssen sich Anleger nicht machen. Auch bei ETF ist das Fondsvermögen ein Sondervermögen. Der höchste Verlust beträgt zehn Prozent. „Das ist ein theoretisches Risiko, das Kursrisiko ist höher.“