Deutschland im Wandel: Bausparen war immer „in“
Berlin (dpa) - Es gibt nur wenige Dinge, die sich nicht ändern - zum Beispiel der Traum vom Eigenheim. Ansonsten hat Deutschland nach Erkenntnissen von Statistikern in 60 Jahren einen tiefgreifenden Wandel erlebt.
Man muss schon ein Zahlenfreak sein, um sich durch die fast 750 Seiten zu kämpfen. Zum 60. Mal veröffentlichte das Statistische Bundesamt ein Jahrbuch, das die Deutschen in Zahlen beschreibt. Was hat sich verändert? Was ist geblieben? Bekannt ist: Es gibt immer mehr ältere Menschen.
Bei der Vorstellung des Jahrbuches 2011 am Mittwoch (5. Oktober) in Berlin zogen die Statistiker auch einen Vergleich zur Anfangszeit der Bundesrepublik. Beispiel Heiraten: Paare geben sich immer seltener das Jawort - und sind bei der Eheschließung deutlich älter als früher. 1975 erreichte das Heiratsalter den niedrigsten Stand in der Geschichte der Bundesrepublik. Damals waren Frauen in Westdeutschland bei der (ersten) Heirat 22 Jahre alt, Männer knapp 25. Mittlerweile gehen Frauen im Durchschnitt mit 30 Jahren eine Ehe ein, Männer mit 33 Jahren. Damit sind die Paare bei der Heirat so alt wie nie zuvor.
Beispiel Bildung: Im Jahr 2010 hatte fast jede zweite junge Frau das Abitur in der Tasche - bei den Männern waren es nur 38 Prozent. Zum Vergleich: Von den Bürgern, die heute über 65 Jahre alt sind, haben nur 8 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer Abitur. Doch wenn es um die weitere Karriere an den Hochschulen geht, bleiben die Frauen heute nach wie vor irgendwann auf der Strecke. „Karriere im akademischen Bereich machen weiterhin die Männer“, stellt der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, fest.
Mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen ist zwar mittlerweile weiblich. Aber je höher es auf der Karriereleiter geht, desto seltener sind dort Frauen zu finden. Bei den Promotionen erreichten sie zuletzt einen Anteil von 44 Prozent - bei den Habilitationen 24 Prozent. „Lediglich 18 Prozent macht der Frauenanteil bei den hauptberuflichen Professuren aus“, sagt Egeler.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es auch bei den Ausbildungsberufen. Frauen wollen gerne Einzelhandelskauffrau werden - das war schon 1950 so. Bei jungen Männern steht die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker an erster Stelle. Schon vor 60 Jahren standen Handwerksberufe bei Männern im Mittelpunkt. Damals wollten sie vor allem Maurer werden, was auch mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg zu tun hatte.
Auch einige andere Dinge blieben beständig: Dazu gehört der Traum von den eigenen vier Wänden. Im Westteil Deutschlands stieg die Eigentümerquote in mehr als 60 Jahren trotzdem nur gering von 39 auf jetzt 45 Prozent an, obwohl sich die Einkommens- und Lebensverhältnisse seitdem deutlich gebessert haben. „Gerechnet auf 1000 Einwohner haben die Baden-Württemberger die meisten Bausparverträge abgeschlossen“, sagte Egeler. Schlusslicht sind die Berliner. Im Osten liegt die Quote deutlich niedriger - dies ist auch ein „Erbe“ aus DDR-Zeiten.
Ist es 21 Jahre nach der Wiedervereinigung noch angebracht, in den Statistiken zwischen Ost- und Westdeutschland zu unterscheiden? Egeler meint ja und erinnert daran, dass es auch noch den Solidaritätszuschlag, einen Ost-Beauftragten der Bundesregierung und Förderprogramme für den Osten gibt. Und auch die Tatsache, dass das Jahrbuch im Internet-Zeitalter überhaupt noch in gedruckter Fassung erscheint - mit einer Auflage von 6000 Stück - hält Egeler für richtig. Das Buch werde nach wie vor gekauft. Es soll so manchen Zahlenfreak geben, der sein Exemplar gerne vor dem Einschlafen wälzt.