Dividende als neuer Zins? - Tipps für Anleger
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die niedrigen Zinsen machen Sparern das Leben schwer. Auf dem Tages- oder Festgeldkonto wirft das Geld kaum noch etwas ab. Viele schauen sich daher nach Alternativen um. Sind Dividenden eine?
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die niedrigen Zinsen machen Sparern das Leben schwer. Auf dem Tages- oder Festgeldkonto wirft das Geld kaum noch etwas ab. Viele schauen sich daher nach Alternativen um. Sind Dividenden eine?
Für Sparer ist es derzeit zum Verzweifeln: Die Zinsen sind im Keller, und Besserung ist nicht in Sicht. Viele Anlagen werfen kaum noch etwas ab. Und bei manchen Anleihen solider Staaten zahlen Anleger sogar drauf, statt etwas zu bekommen. Einige dürften da neidisch auf die Werte bei Dividenden schielen. Hierbei wachsen die Renditen aktuell in den Himmel: „Viele Unternehmen verdienen weiterhin gut und beteiligen ihre Aktionäre großzügig an den Gewinnen“, sagt Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank. Weltweit werden aktuell so viele Dividenden verteilt wie nie zuvor, zeigen Daten der Fondsgesellschaft Henderson Global Investors.
Schon macht das Schlagwort die Runde: „Die Dividende ist der neue Zins“. Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sieht das aber skeptisch. So stimme der Spruch schon deshalb nicht, weil ein Großteil der deutschen Bevölkerung noch keine Aktien besitzt. Sicherlich stellten die niedrigen Zinsen vor allem jüngere Menschen vor die Herausforderung, mehr Risiken am Aktienmarkt einzugehen. Anfängern auf diesem Gebiet rät sie, Anlagen so zu streuen, dass die Risiken verteilt sind. Infrage kämen zum Beispiel kostengünstige Indexfonds (ETF), die etwa den weltweiten Aktienmarkt abbilden. Auf diese Weise können Anleger - je nach Ausgestaltung des ETF - Dividenden quasi im Vorbeigehen einstreichen.
Gerade kurzfristig orientierte Sparer sollten sich aber nicht vom Dividendenregen einlullen lassen, mahnen Experten wie Thomas Freiberger. Er verweist auf die Analyse historischer Daten. Sie zeigten, dass eine Dividendenstrategie als Ersatz für niedrig verzinsliche Anleihen guter bis sehr guter Qualität ein Portfolio nicht rentabler, sondern riskanter machen, erklärt der Geschäftsführer der Thomas Freiberger Vermögensverwaltung.
Aktuell ist die Versuchung aber groß, auf den Dividendenzug aufzuspringen. Laut einer Umfrage der Fondsgesellschaft Union Investment hält mittlerweile schon jeder dritte Anleger die Aktie für eine gute Anlage. Langsam spricht sich herum, dass der deutsche Leitindex Dax in einem Zeitraum von mehr als 15 Jahren noch nie einen Verlust hingelegt hat. Das Sparbuch mit seinen Zinsen von oft unter einem halben Prozent hingegen findet demnach nur noch bei jedem fünften Anklang.
Auch Tages- und Festgeld machen nicht mehr froh: Hier ist bei den bekannten Anbietern bei gut einem Prozent Schluss. Vorbei sind ebenfalls die Zeiten, in denen Festzinspapiere solider Konzerne noch für große Freude gesorgt haben. „Die Firmen haben sich mit billigem Anleihengeld vollgesaugt“, sagt Gottfried Urban, Vorstand der Bayerischen Vermögen. „Das liegt jetzt in der Bilanz rum.“ Entweder man investiere, kaufe andere Unternehmen - oder schütte eben das überschüssige Geld an die Aktionäre aus. Bei den Anlegern könnte dabei durchaus eine Dividendenrendite von drei Prozent oder mehr hängenbleiben. Die Kennzahl beschreibt das Verhältnis der erwarteten Dividende zum aktuellen Aktienkurs.
„Viele der dividendenstarken Aktien kommen aus eher konjunkturunempfindlichen Branchen“, sagt Wolfgang Juds, Geschäftsführer bei der Credo Vermögensmanagement GmbH. Dazu gehöre der Konsumsektor mit Unternehmen wie Nestle, Unilever und Procter & Gamble. Trotzdem mahnen Anlageexperten, kühlen Kopf zu bewahren. Denn einige Branchen könnten bereits so heiß gelaufen sein, dass sie für einen Einstieg mittlerweile zu teuer sind. In Verdacht stehen dabei gerade einige beliebte Aktien von Konsumgüterunternehmen.
Für risikoscheue Anleger sind die Alternativen zu klassischen Sparformen rar. Sicherlich lohne trotz deutlicher Renditerückgänge noch ein Blick auf das Segment der Unternehmensanleihen, sagt Günter Lego, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Packenius, Mademann & Partner. Daneben sollte ein gewisser Anteil der Anlage außerhalb des Euroraums angelegt werden, um etwa von dem starken US-Dollar profitieren zu können. Wichtig zu wissen bleibe aber: „Jeder Prozentpunkt mehr Rendite bedeutet ein höheres Risiko für den Anleger.“