Einmal Flaschensammeln, bitte
Berlin (dpa) - Viele kennen das: In der Küche stapeln sich die leeren Pfandflaschen, die man eigentlich längst mal zum Supermarkt zurückbringen müsste - und immer wieder vergisst. Die Online-Plattform pfandgeben.de bietet die Möglichkeit, das Leergut an Flaschensammler zu spenden.
Es gehört vielerorts fast schon zum guten Ton: Pfandflaschen, die man unterwegs loswerden will, gehören nicht in den Mülleimer - sondern daneben. Denn so geht das Pfand an einen Flaschensammler, der für die paar Cent gerne zum nächsten Supermarkt geht, und erspart ihm außerdem das Wühlen im Müll. Längst gehen nicht mehr nur Wohnsitzlose auf Flaschen-Sammeltour, auch immer mehr Hartz-IV-Empfänger und Rentner versuchen so, ein paar Euro zusätzlich zu verdienen.
Auch Jonas Kakoschke stellte in Berlin seine Flaschen an den Straßenrand. Aber er beließ es nicht dabei: Mit pfandgeben.de hat der Berliner Kommunikationsdesign-Student eine Plattform geschaffen, die Flaschensammler und Flaschenbesitzer miteinander in Kontakt bringen will - damit auch die Leergutberge, die sich mit der Zeit in privaten Küchen ansammeln, gespendet werden können.
Seit dem 4. Juli ist die Seite online. Flaschensammler melden sich per SMS an, mit Spitzname, Stadt und Bezirk. 25 Stadtteile stehen bisher zur Auswahl, davon zwölf in Berlin - aber auch Augsburg-Lechhausen und Köln-Hürth sind schon eingetragen. Wer Pfand loswerden will, wählt nur seinen Stadtteil aus und gibt an, wie viele Flaschen ungefähr abzuholen sind. Es erscheint eine Liste mit Namen und Handynummern von Pfandsammlern - und damit ist die Arbeit von pfandgeben.de getan. „Wir stellen nur den Kontakt her, wer sich anmeldet und was dann passiert, das überprüfen wir nicht“, sagt Jonas Kakoschke.
Pfand zu spenden ist keine neue Idee. Der Berliner Verein „Sozialhelden e.V.“ rief 2008 die Initiative „pfandtastisch helfen“ ins Leben, die deutschlandweit auffällige grüne Boxen neben den Rücknahmeautomaten in Supermärkten installiert. Wer seinen Bon hinein wirft, der spendet, in Berlin an die Berliner Tafel. Sozialhelden-Vorstand Raul Krauthausen betont, dass pfandgeben.de keine Konkurrenz sei: „Das ist eine sehr schöne Idee! pfandtastisch helfen richtet sich ja eher an die Leute, denen es unangenehm ist, mit den Flaschensammlern selbst Kontakt zu haben.“
Dass pfandgeben.de auf Interesse stößt, zeigen die Kommentare auf Facebook. Über 1600 Usern „gefällt“ die Seite schon, Tendenz steigend. Sie geben viel positives Feedback: „Flaschenfred kam heute zuverlässig mit Kumpel vorbei und hat alles weggehauen!“ oder „Klaudia hat wirklich unmenschliche Pfandberge gemeistert“. Es melden sich aber auch kritische Stimmen: „Wie kann man sicherstellen, dass die Leute richtige Flaschensammler sind und nicht Leute, die ein dickes Geschäft draus machen?“
Diese Bedenken teilt auch Ortrud Wohlwend, Sprecherin der Berliner Stadtmission. „Wir beobachten seit Jahren, dass professionelle Gangs die wohnsitzlosen Flaschensammler vertreiben. Bei pfandgeben.de wird ja nicht kontrolliert, wer seine Handynummer eintragen lässt.“ Auch, dass wohlmeinende Pfandgeber Fremde in ihre Wohnungen lassen, findet Wohlwend bedenklich. Trotzdem lobt sie das Projekt: „Die Idee ist grundsätzlich gut - ob sie in der Praxis funktioniert, muss sich eben noch herausstellen.“