Falsche Fünfziger: Wie Verbraucher Blüten erkennen
Mainz (dpa/tmn) - Der Laden ist voll, an der Kasse muss es schnell gehen. In solchen Situationen gerät oft Falschgeld in Umlauf. Doch wer eine Blüte bekommt, sollte vorsichtig sein: Wer sie weitergibt, macht sich strafbar.
Fühlen - sehen - kippen. So lautet die goldene Regel zur Erkennung von falschen Banknoten. Aber mal ehrlich: Handelt es sich nicht um einen Hunderter oder einen größeren Schein, schaut keiner so genau hin, steht er nicht gerade hinter der Kasse. Und auch hier wird in Stresssituationen oft kein zweiter Blick riskiert. Ein Fehler? Bedenkt man, dass die Zahl der im Umlauf befindlichen Blüten 2010 gestiegen ist, ist es zumindest nicht ratsam.
„Im vergangenen Jahr haben Polizei, Handel und Banken rund 60 000 gefälschte Euroscheine aus dem Verkehr gezogen“, erklärt Edgar Kornübe von der Deutschen Bundesbank. „2009 waren es 52 500.“ Ein deutlicher Anstieg zwar, aber weit weniger als im Jahr 2004. Damals wurden 81 000 Blüten entdeckt.
Verbraucher sollten vorsichtig sein, denn die meisten Fälschungen sind gängige Scheine. „Tatsächlich waren fast 60 Prozent der Blüten, die 2010 bei uns eingegangen sind, Fünfziger“, erklärt Kornübe. „Gefolgt von Zwanzigern mit 21 Prozent und Hundertern mit 15 Prozent.“ Bei größeren Banknoten ist das Risiko höher, da der Empfänger sie genauer inspiziert.
Qualitativ gesehen unterscheiden sich die in Umlauf gebrachten Blüten stark. So sind die meist von Einzelpersonen erstellten Kopierfälschungen um einiges schlechter als die im großen Stil produzierten Druckfälschungen. Letztere werden ausgehend von detailgetreuen Printvorlagen gedruckt. Dank moderner Technik gelingt es Fälschern, manches Sicherheitsmerkmal nachzuahmen.
Hat man als Nichtexperte überhaupt eine Chance die Blüten zu erkennen? „Oft unterscheiden sich falsche von echten Scheine schon im Material“, erklärt Günter Seibold vom Landeskriminalamt München. „Für den Euro wird ein ganz spezielles Baumwollgemisch verwandt, die Blüten werden meist auf normalen Papier gedruckt.“ Erfühlen kann man den Unterschied auch am Stichtiefdruck, durch den auf der Banknotenvorderseite ein Relief entsteht: Ertastbar sind unter anderem die Wertzahl sowie die Abkürzungen der europäischen Zentralbank (BCE, ECB, EZB, EKT, EKP).
Die übrigen Sicherheitsmerkmale können durch Sehen und Kippen überprüft werden: So werden, hält man den Schein gegen das Licht, Wasserzeichen und ein Sicherheitsfaden sichtbar, auf dem das Wort EURO und die Wertzahl zu lesen sind. Kippt man ihn, erscheinen auf der Vorderseite Eurozeichen oder Wertzahl beziehungsweise Architekturmotiv - als farbig changierendes Hologramm. Auf der Rückseite lässt die Bewegung unter anderem den Perlglanzstreifen im Licht von Hell- bis Goldgelb schimmern.
„Der Sicherheitswert der Scheine ergibt sich aus der Gesamtheit ihrer Einzelmerkmale. Wenn man konsequent mehrere überprüft, ist man fast immer auf der sicheren Seite“, erklärt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder in Stuttgart. Um die Bevölkerung in Sachen Falschgeld zu sensibilisieren und zu schützen, wird von Schmidts Abteilung intensiv Aufklärung betrieben: „Begleitend zur Euroeinführung gab es eine große Präventionskampagne, und auch jetzt geben wir regelmäßig Flyer und Infobroschüren heraus und informieren Online zum Thema.“
Besonders wichtig ist das Wissen im Einzelhandel - kommen hier doch die meisten Falschgeldnoten in Umlauf. Mitarbeiterschulungen wie der Kassenpass bei dem neben gekonntem Kassieren auch das Thema Falschgeld auf dem Stundenplan steht, tragen dem Rechnung. „Wir gehen alle Sicherheitsmerkmale am Schein durch“, erklärt Beate Stölzer, Kassenpasstrainerin beim Forum Berufsbildung in Berlin.
Ziel sei es, die Teilnehmer so vertraut wie möglich mit den „Euro-Schutzsiegeln“ zu machen. „Je besser man die kennt, desto einfacher ist es, Blüten zu erkennen“, so Stölzer. Erfahrenen Kassenkräften genüge oft ein gezielter Blick oder ein Fingerwisch um die falschen Geldscheine zu entlarven. Und dann gibt es ja noch technische Hilfsmittel wie den Schwarzlichtscanner. Wie also schaffen es die Fälscher immer wieder?
„Zugeschlagen wird vor allem, wenn in einem Geschäft gerade sehr viel los und die Zielperson im Stress ist“, erklärt LKA-Mitarbeiter Seibold. Dann sei die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Scheine nicht genau angeschaut werden. Um eine hohe Gewinnspanne zu erzielen, würden stets Waren für Kleinstbeträge erworben.
Natürlich sei es äußerst ärgerlich, derart gelinkt zu werden. Doch dürfe man, um den Schaden von sich abzuwälzen, keinesfalls daran denken, das Falschgeld weiterzugeben. „Wer eine Blüte entdeckt - und das gilt für Einzelhandelsmitarbeiter und Privatpersonen - sollte sofort die Polizei einschalten. Gibt er sie wissentlich weiter, macht er sich strafbar.“
Service:
Nummer der Falschgeldstelle der deutschen Bundesbank in Mainz +49 6131 3774488.