Ferienimmobilien: Griechenland ist kein Billigheimer mehr
Rhodos/Düsseldorf (dpa/tmn) - Weißgetünchte Häuser vor einem tiefblauen Himmel - dieses Bild kommt den meisten bei Griechenland sofort in den Sinn. Lohnt sich der Kauf einer Ferienimmobilie in dem krisengeschüttelten Land?
Eins steht fest: Billig ist es nicht.
Wie nirgendwo sonst in der Euro-Zone hat die Finanzkrise die Probleme der öffentlichen Haushalte in Griechenland in die Öffentlichkeit gebracht. Die Wirtschaft brach ein und mit ihr der Wohnungsmarkt. Doch Immobilien zum Spottpreis gibt es deshalb nicht.
„Die Zeit der Schnäppchenjäger ist für Ferienimmobilienkäufer vorbei“, sagt Georg Petras, der das Büro des deutschen Maklerunternehmens Engel & Völkers auf der Insel Rhodos leitet. „Große Preisnachlässe gibt es in Griechenland nur in Lagen, die Deutsche eher nicht suchen: die Wohnung im achten Stock eines Hochhauses mit Blick auf den Hinterhof.“
Seit 2008 seien die Preise ordentlich gesunken, sagt Petras. Denn die Finanzkrise und ihre Folgen haben den Markt landesweit zum Erliegen gebracht. Aber auf den Inseln, die 85 Prozent des griechischen Ferienimmobilienmarktes ausmachten, sei der Platz begrenzt - und die Preise daher nicht so stark zurückgegangen.
„Der Markt erholt sich jetzt“, sagt auch Dimitrios Kourous, Rechtsanwalt bei der Deutschen und Hellenischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz in Düsseldorf. Er ist optimistischer, was günstige Kaufgelegenheiten betrifft: „Es gibt nach wie vor Überkapazitäten. Und Käufer können die Preise zum Teil mitbestimmen - da ist Verhandlungsspielraum vorhanden.“
Zwei Einschätzungen - und mit großer Wahrscheinlichkeit stimmen sie beide, je nach Lage und Objekt. Denn Griechenland besteht aus Tausenden Inseln, hat eine lange Küstenlinie - beides potenzielle Standorte für Ferienimmobilien. Entsprechend vielseitig ist der Markt. Je nach Lage und Nachfrage kann der Preis deutlich höher oder niedriger sein. Und die Statistiken der griechischen Zentralbank, der Bank of Greece, beschreiben lediglich den gesamten Wohnungsmarkt.
Sie belegen aber auch den Trend, den die beiden Experten beschreiben: Laut der Bank legten die Immobilienpreise zwischen 1995 und 2005 um jährlich mehr als elf Prozent zu - im Schnitt hat sich der Wert einer Immobilie in den zehn Jahren vor der Krise verdoppelt. Mit der Finanzkrise wendete sich das Blatt: Im vergangenen Jahr gingen die Preise für Wohnungen - ebenso wie 2009 bis 2011 - weiter zurück, und auch im ersten Quartal 2013 verzeichnete die Bank ein Minus von 11,5 Prozent. Die Zahl der Käufe und Verkäufe nahm ebenfalls weiter ab. In einem Marktkommentar sieht die Bank nun eine allmähliche Stabilisierung der Preise.
Für Sicherheit hat zum Beispiel ein Gesetz gesorgt, dass Käufer vor Schwarzbauten schützt. „Schwarzbau war in Griechenland ein Problem für Käufer von Ferienimmobilien“, sagt Kouros. Zum Teil fehlte die Genehmigung nur für bestimmte Teile eines Hauses. „Da wurde dann zum Beispiel der Keller zum Wohnraum umfunktioniert, ohne dass das genehmigt war.“ Gemäß dem neuen Gesetz darf mittlerweile keine Immobilie mehr verkauft werden, für die keine umfassende behördliche Genehmigung vorliegt.
Und die Rechtmäßigkeit zum Verkauf stehender Wohnungen oder Häuser werde sehr wohl geprüft, berichtet Petras. Zwei Architekten müssten dem Notar bescheinigen, dass der Bau legal ist. Käufer laufen also nicht mehr Gefahr, Teile der Immobilie nach Jahren aufgrund einer behördlichen Prüfung abreißen zu müssen.
Ein weiterer Pluspunkt für viele Käufer: In Griechenland müssen Käufe zwingend über einen Notar abgewickelt werden. Laut der Deutschen Botschaft in Athen besteht Anwaltspflicht für alle Immobiliengeschäfte. „Der Anwalt muss den Kaufvertrag sogar mit unterzeichnen“, fügt Petras hinzu.
Dennoch bleiben Unsicherheitsfaktoren: Nur in wenigen Gegenden, auf Rhodos und Kos, gibt es ein amtliches Grundbuchwesen, sagt Petras. Anderswo werden die Eigentumsrechte zwar auch dokumentiert, aber eine amtliche Flurvermessung findet nicht statt - ein System, das anfällig für Fehler ist. Der Staat ist zwar dabei, ein Katasterwesen zu schaffen. Dennoch rät Kouros: „Prüfen Sie unbedingt selbst vorher die Eigentumsverhältnisse.“