Geschlossene Gesellschaft - Grüne Fonds sind mitunter riskant
Frankfurt/München (dpa/tmn) — Etwas für die Umwelt tun und gleichzeitig für das eigene Bankkonto — mit nachhaltigen Geldanlagen geht beides. Eine Möglichkeit sind geschlossene Ökofonds. Sie versprechen gute Rendite, bergen aber auch Risiken.
Geschlossene Fonds stecken das Geld ihrer Anleger in Wind- und Solarparks, in Wasserkraftwerke, Biogasanlagen, nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Mais oder neuerdings auch in nach Öko-Kriterien gebaute Immobilien. Zusätzlich zur üblichen Rendite unterstützen Kapitalgeber also nachhaltige Projekte. „Die doppelte Dividende ist die Triebfeder, die private und institutionelle Anleger motiviert“, glaubt Robert Haßler, Vorstand der auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierten Agentur Oekom-Research in München. Vor dem Engagement ist aber ein genauer Blick auf die Einzelheiten angebracht.
Technisch funktionieren die geschlossenen Ökofonds wie ihre klassischen Pendants. Sie sammeln so viel Geld von Anlegern ein, bis eine bestimmte Eigenkapitalquote erreicht ist. Danach machen sie dicht. Der Nachteil: Wer einmal drin ist, hat — im Unterschied zur offenen Variante — kaum Chancen wieder rauszukommen.
Das wird problematisch, falls der Fonds schlecht läuft oder der Investor sein eingezahltes Kapital plötzlich braucht. „Der Anleger ist quasi gefesselt“, sagt Ulf Moslener, wissenschaftlicher Leiter des UN-Forschungszentrums nachhaltige Finanzierung an der Frankfurt School of Finance.
Ein weiteres Risiko resultiert aus der teilweisen Finanzierung über Bankkredite. Die Ansprüche der Institute werden zuerst bedient - der direkt am Projekt beteiligte Anleger kommt erst an zweiter Stelle. „Ich bin als Eigenkapitalgeber einfach höher im Risiko. Dafür winkt mir eine höhere Rendite“, erläutert Moslener.
Seit Juli 2013 darf die Fremdkapitalquote nur noch 60 Prozent betragen. Fonds nach diesem Modell kommen nach Angaben von Jens Kellermann, Geschäftsführer der in Nürnberg ansässigen Info- und Beratungsgesellschaft Green Value, derzeit auf den Markt. Kellermann sieht beim versprochenen Gewinn sehr genau hin. Für ihn sind zum Beispiel für Solarinvestments „in hiesigen Breiten mehr als zehn Prozent nicht darstellbar.“
Ulf Moslener analysiert zudem die Wertschöpfungskette. „Wer produziert die Technologie, wer nutzt sie? Investiere ich in Firmen, die herstellen oder anwenden?“ Der Stiftung Warentest zufolge ist das Risiko für Ökofondsanbieter bei Solarenergie gut planbar, problematisch wird es in der Geothermie.
Die Warentester warnten jüngst vor Fonds, die Geld einsammeln, obwohl zehn Prozent des Investments noch nicht feststehen. Die Anleger wüssten nicht genau, wo ihr Geld lande, kritisierten die Experten in der Zeitschrift „Finanztest“.
Dem guten Gewissen zuliebe sollten sich Anleger ohnehin grundsätzlich vor jedem Einstieg intensiv mit der grünen Materie beschäftigen. Robert Haßler rät zu eigenen Recherchen,. Ulf Moslener plädiert dafür, „genau zu verstehen, was passiert, sonst wird es schwierig.“
Alternativen zu geschlossenen Ökofonds finden sich oft vor der eigenen Haustür in Gestalt von Bürgersolaranlagen, Bürgerwindparks oder Biogasanlagen. Die Anlagen werden in manchen Kommunen unter Beteiligung der öffentlichen Hand und ortsnaher Geldinstitute finanziert. Eine andere Anlageform sind grüne Sparangebote oder Aktienfonds ökologisch orientierter Banken.