Girokonto ohne Kosten? Wann sich ein Wechsel lohnt

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Viele Banken verlangen für ein Girokonto Gebühren. Doch warum jeden Monat zahlen, wenn es auch kostenlos geht? Einige Institute bieten inzwischen auch Gratiskonten an. In einigen Fällen müssen Kunden dafür aber Bedingungen erfüllen.

Gehalt, Rechnungen, Miete - ohne Girokonto kommt niemand aus. Denn nur mit einem Konto kann man Geld überweisen, am Lastschriftverfahren teilnehmen und Bares am Automaten abheben. In der Regel müssen Kunden für diese Dienstleistung zahlen. Bei einigen Kreditinstituten gibt es allerdings auch kostenlose Konten. Ganz umsonst sind aber auch diese nicht.

In einer bundesweiten Untersuchung fand die Stiftung Warentest kostenlose Angebote von 23 Geldinstituten. Die Experten der Zeitschrift „Finanztest“ berücksichtigten dabei nur solche Konten, bei denen keine monatliche Kontoführungsgebühren verlangt wurden und keine Kosten für die Girocard anfallen. Bei den meisten Angeboten handelte es sich um Online-Konten.

Doch ganz ohne Kosten geht es auch bei solchen Angeboten nicht. Denn auch wenn keine Kontoführungsgebühren anfallen, lässt sich manche Bank etwa das Abheben an fremden Geldautomaten teuer bezahlen. Andere Geldhäuser berechnen für das Zusenden der Kontoauszüge Geld, und Zinsen für den Dispokredit verlangen ohnehin alle Banken. Daher kommt Max Herbst von der unabhängigen FMH-Finanzberatung in Frankfurt auch zu dem Schluss: „Das viel beworbene kostenlose Girokonto gibt nicht.“

Einige Banken stellen an kostenlose Konten zudem Bedingungen wie einen regelmäßigen monatlichen Geldeingang. „Deshalb richten sich Angebote, die angeblich kostenlos sind, auch nicht an jedermann, sondern klammern viele Interessenten aus“, sagt Eckehard Balke von der Verbraucherzentrale Thüringen in Erfurt. Kunden sollten daher vor einem Wechsel ihres Girokontos nach solchen versteckten Gebühren suchen.

So berechnen einige Anbieter die Kontoführung pauschal. Andere verlangen einen Grundpreis plus Kosten für einzelne Buchungsvorgänge. Wieder andere offerieren fünf Frei-Überweisungen - danach wird es teuer. Es gibt auch diverse Lockangebote: Wer aber beispielsweise viele Daueraufträge nutzt, sollte nicht auf ein Institut setzen, das zwar nichts dafür verlangt, das Konto zu führen, dann aber bei den Aufträgen umso mehr zur Kasse bittet.

„Jeder Kunde sollte sich überlegen, worauf er Wert legt“, sagt Herbst. „Braucht er einen Ansprechpartner in der Filiale? Wo will er sein Geld abheben? Wie will er seine Kreditkarte einsetzen? Soll die Kreditkarte außerhalb des Euroraums eingesetzt werden?“ Auch ob das Konto im Dispo- oder im Guthabenbereich geführt werden soll, sei eine wichtige Frage. Denn auch hier gebe es große Preisunterschiede.

Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin gibt zu bedenken: „Kunden sollten darauf achten, ob alle Karten im Preis mit dabei sind und ob die jeweilige Bank über Filialen verfügt.“ Der große Wettbewerb unter den Anbietern führe zwar zu vielen und günstigen Angeboten, aber nicht jedes sei auch immer geeignet.

Wichtig sei außerdem, sich die Einlagensicherung des jeweiligen Finanzinstituts anzusehen. Diese bezeichnet die gesetzlichen und freiwilligen Maßnahmen zum Schutz der Einlagen, also Bankguthaben von Kunden bei Kreditinstituten im Fall einer Insolvenz. Vor allem wenn eine Bank unbekannt ist, sollten sich Verbraucher genau informieren.

Bruno Steiner, Finanzberater und Mitglied im Verband der unabhängigen Finanz-Experten in Oldenburg (BFP), fügt hinzu: „Viele Banken kassieren bei ihren eigentlich kostenfreien Angeboten richtig ab.“ Um beim Konto wirklich zu sparen, müssten Kunden viel Aufwand betreiben: „Außerdem gibt es keine Garantie, dass der Anbieter seine Bedingungen nicht nach kurzer Zeit wieder ändert.“

Sein Verbandskollege Steffen Weller, unabhängiger Baufinanz- und Wirtschaftsberater, empfiehlt wegen des Kostenvorteils auf Online-Angebote zu setzen. Verbraucher, die mit dem Internet vertraut seien, würden damit zurecht kommen. „Es ist heute zudem selten geworden, Überweisungsträger abzugeben.“