Günstiges Geld - Abrufkredite bieten Kunden Flexibilität
Berlin (dpa/tmn) - Auto kaputt und Konto leer? Wer dafür nicht seinen Dispo belasten möchte, kann es mit einem Abrufkredit versuchen. Die Banken verlangen vergleichsweise niedrige Zinsen, weshalb sich die Suche nach einem Anbieter lohnen kann.
Manchmal ist das Geld einfach vor dem Monatsende alle. Dann geht der Kühlschrank kaputt, die Waschmaschine streikt, und der TÜV findet schwere Mängel am Auto. Viele Menschen überziehen für diese Rechnungen ihr Konto und müssen dafür hohe Dispozinsen zahlen. Oder sie nehmen einen Ratenkredit auf, der sie zu monatlich festen Rückzahlungen zwingt. Eine Alternative kann ein Abrufkredit sein, auch Rahmenkredit genannt. Allerdings haben nur wenige Banken dieses Produkt im Programm. Ein Vergleich der Angebote kann sich lohnen.
„Viele Menschen wissen gar nicht, dass es diesen Kredit gibt“, sagt Julia Topar vom Bundesverband Deutscher Banken in Berlin. Dabei sei es eine sehr gute Alternative zu einem Dispo- oder einem Ratenkredit. „Es ist ein Nischenprodukt“, sagt auch Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest in Berlin. Warum es so selten angeboten werde, sei nicht sicher. Aber die Banken verdienten daran auch weniger als an anderen Krediten.
Der Ablauf ist für Kunden denkbar einfach. Sie eröffnen bei einer Bank ein Kreditkonto. Von diesem Konto können sie Geld abrufen. Die maximale Summe haben sie vorher mit der Bank vereinbart. Laut Stiftung Warentest ist je nach Institut ein Rahmen von bis zu 10 000 Euro oder 50 000 Euro möglich. Die Kunden können sowohl einmalig die volle Summe oder in Etappen Teilsummen abrufen. Haben sie die gesamte Summe ausgeschöpft, können sie sich wieder Geld leihen, sobald sie anfangen, ihre Schulden zurückzuzahlen. Die Grenze ist immer die Maximalhöhe des Kredites.
Ein Vorteil sind die häufig niedrigen Zinsen. „Bei günstigen Anbietern liegt das Zinsniveau auf dem vom Ratenkredit“, sagt Pallasch. Bei den von Stiftung Warentest kürzlich geprüften Instituten lagen die preiswertesten Angebote unter sechs Prozent. Das ist deutlich weniger als beim Dispokredit, den die Bank gewährt, wenn ein Kunde sein Girokonto überzieht.
„Das Produkt ist aber nicht per se bei allen günstig“, warnt Pallasch. Die Kunden sollten daher vor Abschluss eines Vertrages mehrere Anbieter prüfen. „Man muss nur Zinsen auf die Summe zahlen, die man tatsächlich aufnimmt“, ergänzt Topar. Wer seinen Rahmen nicht voll ausschöpfe, müsse auch nicht auf die maximale Summe Zinsen zahlen.
Um zu vergleichen, ob die Zinsen eines Raten- oder eines Abrufkredites günstiger ist, sei es wichtig, den effektiven Jahreszins zu vergleichen. Denn der Zinssatz bei einem Abrufkredit sei flexibel, könne sich also monatlich ändern. Der zweite Vorteil ist die flexible Tilgung. „Ich kann so viel tilgen, wie ich möchte“, sagt Pallasch. Die Bank überlasse es weitgehend dem Kunden, wann er das Geld zurückzahle. Zwar verlangten viele Anbieter eine monatliche Tilgung. Die Mindestsumme sei oft aber sehr niedrig. Auch hier lohnt der Vergleich zwischen den Instituten.
Darüber hinaus könnten Kunden jederzeit größere Summen überweisen oder auch alles auf einmal zurückzahlen - ohne dabei eine Vorfälligkeitsentschädigung in Kauf nehmen zu müssen wie bei einem Ratenkredit. Manche Banken akzeptierten auch, dass der Kunde nicht sofort oder nicht jeden Monat tilge.
Grundsätzlich gilt natürlich: Mit einem Abrufkredit kann sich ein Verbraucher genauso verschulden wie mit einem anderen Produkt. Vor allem muss er seinen Kontostand im Blick behalten. Ein wenig Disziplin ist also nötig. Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf rät daher, sich auch den Abschluss eines solchen Angebots gut zu überlegen.
„Zum einen ist der Abrufkredit getrennt von meinem Girokonto“, erklärt Laag. „Das heißt, ich muss aktiv auf die Bank zugehen, um ihn zu tilgen.“ Ein Dispokredit werde dagegen automatisch reduziert, wenn das nächste Gehalt auf dem Konto einfließt - allerdings mit dem Nachteil deutlich höherer Zinsen. Außerdem müsse der Nutzer die Zinsentwicklung im Blick behalten.
„Wenn der Zins teurer wird, muss ich eventuell meine Rückzahlung anpassen.“ Bei einem Ratenkredit stehe diese Abgabe dagegen für die gesamte Laufzeit fest - was die Rückzahlung planbarer machen könne. Allerdings komme nicht jeder Verbraucher damit zurecht, jeden Monat eine feste Summe zurückzahlen zu müssen. Das sei der Nachteil an diesem Produkt. Gefährlich werde es, wenn der Kunde einen Kredit nutzt, um einen anderen damit abzubezahlen. Das müsse auf jeden Fall vermieden werden.