„Heute wird es etwas lauter...“ - Typologie der nervigen Nachbarn

Er ist bundesweit bekannt: Raucher Friedhelm Adolfs machte seinen Nachbarn das Leben so schwer, dass seine Vermieterin ihm kündigte. An diesem Mittwoch wird sein Fall vor dem Bundesgerichtshof verhandelt. Und es gibt noch viele andere nervige Nachbarn.

Der Düsseldorfer Friedhelm Adolfs störte mit seinem Rauch die Nachbarn. Sein Fall ging durch mehrere Instanzen, nun muss der Bundesgerichtshof darüber befinden, ob die Vermieterin ihm fristlos kündigen durfte.

Foto: Matthias Balk

Karlsruhe/Düsseldorf (dpa). Sie lärmen, müllen und manchmal müffeln sie auch: Nachbarn. Besonders dicke Luft herrschte zuletzt zwischen dem Raucher Friedhelm Adolfs aus Düsseldorf und seinen Nachbarn, weil er seinen Qualm ins Treppenhaus ziehen ließ. An diesem Mittwoch (18. Februar) verhandelt sogar der Bundesgerichtshof über Adolfs' fristlose Kündigung. Tatsächlich gibt es viele Störenfriede - eine Typologie:

DER RAUCHER: Im Sommer hat er Hochsaison, aber auch Minusgrade können ihn nicht wirklich stoppen. Der Raucher hat in seiner Wohnung einen Lieblingsort: den Balkon. Dumm für Nachbarn, die frische Luft schnappen oder ihre Wäsche lüften wollen. Legt der Raucher keinen Wert auf Frischluft, kommt der Dunst noch dicker: Raucher Friedhelm Adolfs aus Düsseldorf soll deswegen sogar ausziehen. Die Vermieterin kündigte ihm wegen unzumutbarer Belästigung seiner Nachbarn fristlos - er hatte seinen Qualm in den Hausflur abziehen lassen.

DIE FAMILIE/DAS SCHREIKIND: Wenn der kleine Lars-Ole nachts nicht schlafen kann, trifft das nicht nur seine Eltern. Wer die Wohnungen, über, unter und neben dem Kinderzimmer gemietet hat, bleibt von nächtlichen Tränen, den Auswirkungen erster Zähne und Tobsuchtsanfällen nicht verschont. Das Problem: Anders als bei den Freunden lauter Musik kann man Kleinkinder nicht einfach bitten, etwas leiser zu drehen. Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, bringt es auf den Punkt: „Wenn Kleinkinder oder Säuglinge nachts schreien, hat man als Nachbar schlicht und ergreifend Pech.“

DIE PARTYTIERE: „Heute wird es etwas lauter“ ist ihr Standardspruch - meistens eilig auf einen Zettel im Hausflur gekritzelt. In der Praxis bedeutet das: Hämmernde Bässe die ganze Nacht, knallende Türen und lautes Juchzen. Auf die Bitte der Nachbarn, ob man etwas leiser sein könne, gibt es oft diese Antwort: „Feiert doch einfach mit!“

DIE LIEBENDEN: Die schriftliche Ankündigung „Heute wird es etwas lauter“ haben einzelne Nachbarn schon mit „So lange es nicht so laut ist wie deine Freundin heute Nacht...“ kommentiert. Egal ob Juchzen, Schreien, Stöhnen oder minutenlanges Rumsen des Bettes an die Hauswand - wer ein Liebespaar nebenan hat, hat oft Lärm. Läuft es zwischen den beiden nicht mehr so rosig, wird es auch nicht stiller: Dann fliegt schon mal Geschirr - oder im Extremfall der Fernseher aus dem Fenster.

DER (MÖCHTEGERN-)HAUSWART: Kaugummi-Papier im Treppenhaus oder Plastikflaschen im Biomüll? Nicht mit ihm. In fast jedem Mietshaus gibt es einen, der aufpasst - und notfalls bei jedem Nachbarn einzeln klingelt und fragt, wer den Müll wieder in die falsche Tonne gestellt hat. Besonders ausgeprägt ist dieser Typus bei den sparsamen und reinlichen Schwaben, sie argumentieren gleich mit Geld. Beliebte Drohgebärde auf Flur-Aushängen: „Die Mehrkosten zahlen wir alle!“

DIE KLETTE: „Möchtest du mal auf ein Glas Wein rüberkommen?“, „Hast du zufällig noch Eier?“ und „Wäre ein Hof-Fest mit allen nicht schön?“ Die Klette sucht keinen Ort zum Wohnen, sie sucht neue Freunde. Wer sie zum Nachbarn hat, sollte sich auf dem Balkon lieber in die hinterste Ecke verziehen - hat sie einen erst gesichtet, bleibt man nicht lange allein.

DIE BREITMACHER: Die Wohnung ist nicht genug: Jeden Zentimeter Flur vor der eigenen Tür nutzt er aus. Schuhe stapeln sich bergeweise auf der Fußmatte, daneben stehen Pflanzen, ein Fahrrad und im Winter der Holzschlitten. „Grundsätzlich endet die Wohnung an der Tür“, mahnt Mieterbund-Geschäftsführer Ropertz. „Da kann nicht jeder seinen Claim abstecken.“